Last updated on September 16, 2025
Zum Thema DRV-Renten wird, angereizt durch reißerische Überschriften, vieles durcheinander geworfen oder falsch negativ dargestellt.
Siehe auch:
- Die Steuer auf Renten ist in D gar nicht sooo hoch!
- Frührente plus Job kann sich lohnen
- Freiwillige Einzahlungen in die DRV-Rente (inkl. Steuervorteile)
- Null Steuer auf Rente in Thailand
- Steuern auf Renten, Kapitalerträge, Mieteinnahmen
- YouTube Kanal: SoVD SH – Sozialrecht verständlich erklärt
- Rente: Das steckt hinter den gängigen Mythen – DER SPIEGEL
Vorsicht: 7 Rentenirrtümer 2023 😳 Rentenhöhe, Steuern & Co. (youtube.com)
Inhalt
Mythen und Fakten
In Wikipedia gibt es eine gute Übersicht Gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland).
Im Umlageverfahren der DRV werden die Beiträge nicht auf einem persönlichen Sparkonto angespart. Stattdessen werden die Einnahmen aus den aktuellen Beiträgen direkt zur Finanzierung der Renten für die heutigen Rentner verwendet. Das Geld fließt also von der arbeitenden Generation an die Ruheständler.
Aussagen wie „wer weiß, ob man überhaupt noch eine Rente kriegt“ sind irreführend. Die generelle Sicherheit der DRV-Rente und deren Höhe sind unterschiedliche Themen. Die staatliche deutsche Rentenversicherung (DRV) hat die beste Bonität, die man sich vorstellen kann. Sie wird vermutlich auch zukünftig einen zumindest teilweisen Inflationsausgleich erbringen.
Die DRV-Rente soll nicht den aus dem Arbeitsleben gewohnten Lebensstandard garantieren, sondern nur eine Grundabsicherung gewährleisten.
Die Höhe der zu erwartenden Rente beruht auf politischen Entscheidungen, mit denen man einverstanden sein mag, oder auch nicht. Die Gestaltung des Umlageverfahrens muss permanent an wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden.
Die umlagefinanzierte DRV ist kein Scam.
- In einem Sozialstaat wie Deutschland, in dem die Gemeinschaft im Notfall für jeden Bürger einspringt, hat der Staat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, alle Bürger zu einem Mindestmaß an Altersvorsorge und Krankenversicherung zu verpflichten – m.E. auch aktuell nicht rentenversicherungspflichtige Gruppen wie Selbstständige.
- Der Ansatz „Ich mache das lieber selbst, mit eigenen Investments erziele ich mehr Rendite“ passt nicht zu diesem solidarischen System. Meinungsänderungen, Schicksalsschläge, Fehleinschätzungen oder das Ignorieren des Langlebigkeitsrisikos können solche Modelle schnell scheitern lassen – und am Ende zahlt die Allgemeinheit. Aus dieser Solidargemeinschaft kann man sich nur durch Auswanderung entziehen.
Auch Erfolgreiche sollten sich fragen, ob sie nicht Glück mit Können verwechseln – es gibt Tausende mit genauso guten Fähigkeiten, die sich genauso hart angestrengt haben und trotzdem keinen Erfolg hatten.
Man erhält die Rente nicht automatisch beim Erreichen des Regelrentenalters, sondern muss die DRV-Rente aktiv beantragen – idealerweise etwa drei Monate vor Erreichen der Regelaltersgrenze.
Ich habe zur Beantragung den Online Service der DRV genutzt. Dort kann man Zwischenstände abspeichern, um eventuelle, beim Ausfüllen aufkommende, Fragen zu klären. Falls man erwägt, in Rente (teilweise) weiterzuarbeiten, empfiehlt es sich, sowohl bei der DRV als auch von einem Rentenberater beraten zu lassen, siehe (Früh)Rente plus Job kann sich lohnen.
Generell werden deutsche Renten auch ins Ausland ungekürzt ausgezahlt.
Es gibt aber 2 Ausnahmen:
- Die Riester-Rente ist eine private Altersvorsorge. Wenn man seinen Wohnsitz dauerhaft außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums verlegt, muss man die staatliche Förderung zurückzahlen.
- Wird eine Erwerbsminderungsrente nicht nur aus medizinischen Gründen bewilligt, sondern auch, weil aufgrund der Erwerbsminderung kein entsprechender Arbeitsplatz zu finden war, dann wird diese gekürzt oder sogar gar nicht mehr gezahlt.
Rentner, die im Ausland leben, müssen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) jährlich einen Lebensnachweis vorlegen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Rente an eine lebende Person gezahlt wird.
- Die DRV sendet das Formular für die Lebensbescheinigung in der Regel automatisch an die im Ausland lebenden Rentner. Das Formular kann jederzeit auf der Internetseite des Renten Services der Deutschen Post heruntergeladen werden.
- Das Formular muss persönlich bei einer amtlichen Stelle bestätigt werden. Dies kann eine Gemeinde, eine Auslandsvertretung (Botschaft, Konsulat), eine Behörde oder ein Notar im jeweiligen Wohnsitzland sein.
- Die ausgefüllte und bestätigte Lebensbescheinigung kann im Original per Briefpost an den Renten Service der Deutschen Post geschickt werden, oder via POSTIDENT-App: Digitaler Lebensnachweis Gesetzliche Rente
- Wenn die Lebensbescheinigung nicht innerhalb der vorgegebenen Frist eingereicht wird, kann die Rentenzahlung vorläufig eingestellt werden.
- Verlust: Sollte das Formular verloren gehen, kann es jederzeit auf der Internetseite des Renten Services der Deutschen Post heruntergeladen werden.
Die Rentenbeiträge sind nicht permanent gestiegen, sie lagen 1997 bei 20,3% und seit 2021 bei 18.6%.
Die gesetzliche Rente sinkt nicht – es gibt eine staatliche Rentengarantie, welche ein Absinken gesetzlich ausschließt. Aber wenn die Preise für Güter und Dienstleistungen schneller steigen als die Rente, verliert die Rente real an Wert.
Auch Selbstständige können sich gesetzlich rentenversichern.
Viele Bestandsrentner verwirren zukünftige Entwicklungen, die evtl. auf Neurentner zukommen, mit ihrer eigenen Situation.
Niemand braucht sich von einem ggf. geringen DRV-Rentenanspruch überraschen lassen: Ab einem Alter von 27J erhält man jährlich automatisch eine persönliche Renteninformation mit dem aktuellen Stand seiner erworbenen Rentenansprüche. Man kann sich jederzeit bei der DRV zu seinem Rentenanspruch informieren, siehe Gute Elektronik – Ausweis App.
Wer 45J das Durchschnittsentgelt von aktuell 41.500€/J verdient erwirbt 45 Rentenpunkte mit einem aktuellen Wert von ca. 1.500€/Mon Bruttorente. Für dieses Einkommen braucht man einen Stundenlohn von ca. 21,20€.
DGB Jan 2022: Acht Argumente gegen Rentenerhöhungen – die alle falsch sind.
Die Bundeszuschüsse zur DRV aus Steuergeldern dienen laut DRV nicht der Subventionierung der DRV, sondern der Erstattung nicht beitragsgedeckter versicherungsfremder Leistungen aufgrund politischer Entscheidungen, z.B. Grundrenten, Kriegsfolgelasten, Erziehungs- und Anrechnungszeiten, arbeitsmarktbedingte Leistungen, Fremdrenten, Frührenten und Rehabilitationen. Es ist fairer, diese Leistungen aus den Steuern aller zu zahlen an nur aus den Beitragszahlern der DRV.
In Research Report „Versicherungsfremde Leistungen der Gesetzlichen Rentenversicherung und ihre sachgerechte Finanzierung“ sind diese detailliert aufgeführt und quantifiziert.

Teufelliste: ADG_E025_2104 Jhrliche versicherungsfremde Leistungen seit 1957 – Teufel-Tabelle.pdf
Laut diesem Report werden die versicherungsfremden Leistungen durch die Bundeszuschüsse nicht mal ausgeglichen – 2011 zahlte die DRV 7Mrd. Euro aus Beitragsmitteln für versicherungsfremde Leistungen.
Der Rentenzuschuss aus dem Staatshaushalt explodiert nicht. Die absolute Zahl steigt zwar jährlich und liegt aktuell über 100 Mrd €, aber das liegt im Wesentlichen daran, dass die nominalen Zahlen steigen, weil Preise steigen und die Wirtschaft wächst. Die Rentenausgaben pro Rentner sind gemessen an der Wirtschaftsleistung heute um rund ein Viertel geringer als in der Vergangenheit.
Verqueres zu Corona-Krise und Altersbezügen: Rentnerinnen und Rentner – Gewinner der Pandemie?
Die Mütterrente können Mütter (und Väter) auch bekommen, wenn sie nie in den DRV eingezahlt haben: Pro Kind gibt es 3 anrechenbare Jahre für die Erziehungszeiten. Ab 2 Kindern erreicht man die allgemeine Mindestversicherungszeit und hat einen Rentenanspruch.
Die Rendite der DRV lässt sich schlecht mit anderen Finanzprodukten vergleichen. Sie beinhaltet eine rudimentäre Erwerbsminderungsrente und zahlt lebenslang (im Unterschied z.B. zu einem Auszahlplan mit begrenzter Laufzeit), siehe:
- Rentenversicherungs-Chefin kritisiert falsche Berechnungen zur Altersarmut
- Hat die gesetzliche Rente eine Rendite?
- vers-berater: Wie hoch die gesetzlichen Renten wirklich sind – Rentenberechnung in Euro und in Prozent (PDF)
- Bundesverband der Rentenberater: Die Rendite der gesetzlichen Rente (PDF)
- Aktien-ETF mit Entnahmestrategie oder gesetzliche Rente – was ist vorteilhafter?
- Gewinnschwelle bei Altersrenten
- Rente: Ab welchem Alter lohnen sich die Beiträge? (youtube.com)
- So hat sich die Kaufkraft der Rentner entwickelt
Rentenerhöhung vs. Inflation
Mercer CFA Institute Global Pension Index 2023

Steuern
Die Steuer auf Renten wird nicht wie beim Gehalt bei der monatlichen Auszahlung einbehalten, sondern wird nach Vorliegen des Steuerbescheids rückwirkend für das Steuerjahr fällig. Ab 400€ jährlich Steuer setzt das FA vierteljährliche Vorauszahlungen fest. Siehe Die Steuer auf Renten ist in D gar nicht sooo hoch!
Steuern im Ausland:
- Internationale Aspekte zur Finanzgestaltung im Ruhestand
- Wann und wo Auslandsrentner Steuern zahlen müssen
- Wann Rentner Einkommensteuer zahlen müssen
- Null Steuer auf Rente in Thailand
Mythos Spitzensteuersatz: Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass Normalverdiener (z.B. Facharbeiter) bereits den Spitzensteuersatz von 45% (ab 274T€ zu versteuerndem Jahreseinkommen) oder den Grenzsteuersatz von 42% (ab 58T€) zahlen auf ihr gesamtes Einkommen zahlen. Beide Werte gelten jedoch nur für den die betreffenden Einkommensgrenzen überschreitenden Anteil. Besser wäre meist eine Betrachtung des Durchschnittssteuersatzes (26% bei einem zu versteuernden Einkommen von 58T€). Siehe Steuern auf Renten, Kapitalerträge, Mieteinnahmen.
Spitzensteuersatz in Deutschland – ab wann gilt er? – smartsteuer
Auch als Rentner muss man so lange eine Steuererklärung abgeben, bis das FA einen davon befreit (von sich aus oder auf Antrag). Den im Steuerbescheid genannten Betrag zahlt man dann rückwirkend für das Steuerjahr. Ab 400€ Steuer setzt das FA vierteljährliche Vorauszahlungen fest.
Rentenreform
Vorweg: Ich halte es für müßig, wenn wir Bürger uns über einzelne Ideen zur Reformierung unseres Sozialstaates den Kopf zerbrechen. Unserer Politik liegen diese seit Jahren detailliert ausgearbeitet vor – inklusive aller Auswirkungen und Schwierigkeiten. Wir sollten vielmehr diskutieren, wie wir unsere Politik motivieren, zu agieren – insbesondere nicht bloss mit Scheinlösungen wie der Motivation einiger Bürgergeldempfänger.
Häufig wird die Gefährdung umlagefinanzierter Renten durch die älter werdende Gesellschaft angeführt: selbst bei gleichbleibender Anzahl von Beschäftigten oder leichtem Anstieg wird der Anteil der Alten immer höher.
Laut der 15. Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes im Dez 2022 steigt der Anteil der Alten in den nächsten Jahren deutlich weniger als bisher angenommen. Unter anderem werden aufgrund von verändertem Wanderungssaldo für 2030 84,7 Mio Einwohner erwartet statt bisher 79 Mio und der Beschäftigungsstand und damit die Zahl der Einzahler haben sich erhöht.
Hier eine interessante Präsentation der DRV zur 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung:
„der künftige Belastungs- anstieg fällt nach der aktuellen Vorausberechnung weniger stark aus als nach den vorangehenden Berech- nungen Grund: Veränderte Annahmen zur Entwicklung von Geburten, Lebenserwartung und Zuwanderung“
Mit dem Resümee:
„In den Jahren bis 2040 wird die demografische Belastung deutlich ansteigen. Grund: Renteneintritt der „Babyboomer“ Aber auch hier gilt: In der Vergangenheit war der Belastungsanstieg in vergleichbaren Zeiträumen genauso hoch oder stärker!“
Zum Funktionieren von umlagefinanzierten Renten ist jedoch nicht nur der demografische Wandel (als negativer Einflussfaktor) wichtig, sondern auch der Produktivitätsfortschritt ist ein wesentlicher stützender Faktor (habe nicht tiefer dazu recherchiert). Aber etwa 1,5 % jährliches Produktivitätswachstum über 20 Jahre würden den prognostizierten demografischen Wandel ausgleichen (frag mal eine KI dazu).
Eine Polemik dazu: Produktivität schlägt Demografie, sachlicher hier: Demografischer Wandel und Renten: Beschäftigungspotenziale erfolgreich nutzen.
Künstliche Intelligenz könnte zu einem ungeheuren Produktivitäts-Boost führen:
Geldspar-Experten Nr. 1: … künstliche Intelligenz – YouTube
Gutachten des BMF 2020 welches auch Aspekte wie die Akzeptanz von Änderungen diskutiert: Der schwierige Weg zu nachhaltigen Rentenreformen.
Im Juni 2021 legte der wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschafts-
ministeriums einen Reformvorschlag zur Vermeidung absehbarer zukünftiger Finanzierungsprobleme vor, welcher in vielen Pressemitteilungen verzerrt dargestellt und von Parteivertretern unnötig populistisch und konfrontativ diskutiert wird, siehe Presseerklärung Vorschläge für eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und vollständiger Wortlaut.
Ohne zügige neue Maßnahmen werde der Beitragssatz für die Jüngeren steigen oder das Rentenniveau deutlich fallen oder die Bundeszuschüsse stark steigen. Die Experten schlagen deshalb vor:
- Keine Fortführung der doppelten Haltelinie
- Dynamische Kopplung des Renteneintrittsalters an die Entwicklung der Lebenserwartung.
Laut Prognose 68J im Jahr 2042 (also in 20J). Mit Ausnahmeregelungen bei gesundheitlichen Einschränkungen - Bestandsrenten weniger stark dynamisieren (Degressiv-Modell).
- Rente pro Entgeltpunkt mit Anzahl der Rentenpunkte reduzieren.
Krise der Selbstständigen wirft Frage nach Altersvorsorge auf
FDP: Gesetzliche Aktienrente: Übergänge zu einer flächendeckenden Altersvorsorge mit Teilkapitaldeckung
Diskutierte Reformmaßnahmen sind:
- Produktivitätsfortschritt
s.o.
Durch das Gestalten eines wirtschaftlichen Umfelds, in welchem großer Produktivitätsfortschritt möglich ist und bei den Arbeitenden ankommt oder separat zur Altersvorsorge beiträgt. Die demografische Entwicklung könnte allein durch einen jährlichen Produktivitätszuwachs von ca. 1,5 % ausgeglichen werden. Das scheint mir am plausibelsten.
Ist die Rente nicht sicher? | Reaktion auf MAITHINK X (youtube.com) - Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung
Prognose: 68 Jahre bis 2042, mit Ausnahmen bei gesundheitlichen Einschränkungen) - Ausweitung des Versichertenkreises
Eine Ausweitung des Versichertenkreises der umlagefinanzierten Rente auf Beamte, Abgeordnete, Selbstständige, … wäre wohl gerechter, aber sie würde die Situation zwar verbessern und etwas Umverteilung mittels höherer Beitragsbemessungsgrenze bei gedeckeltem Rentenanspruch ermöglichen, als alleinige Maßnahme würde das aber nicht ausreichen. [„Deckeln“ wäre vermutlich nicht verfassungskonform, aber eine degressive Berechnung der Rentenhöhe wäre möglich]. Umsetzung wäre komplex und schwer durchzusetzen.
Für besonders wichtig halte ich eine verpflichtende Altersvorsorge z.B. in der DRV für heute nicht pflichtversicherte wie Selbständige, damit die Solidargemeinschaft nicht einspringen muss, weil nicht versicherungspflichtige Personen keine (ausreichende) Altersvorsorge haben. - Abschaffung der doppelten Haltelinie
- Mehr Leute in Arbeit bringen (Frauen, Arbeitslose, ungewollt in Teilzeit arbeitende)
Für mehr Beiträge in die DRV. - Besser bezahlte Jobs.
Z.B. Erhöhung des Mindestlohns.
Für höhere Rentenansprüche von Geringverdienern. - Gesteuerte Einwanderung.
Für mehr und junge Beitragszahler. - Zusätzliche kapitalgedeckte Vorsorge.
Durch verpflichtendes(!) Investieren aus unversteuertem Einkommen in Aktien und Anleihen. Dazu könnte die DRV zwei oder drei alternative Asset-Allokationen anbieten und günstig (unter Umgehung der Finanzindustrie) verwalten. - Rentensteigerung nur entsprechend der Inflationsrate.
Nicht wie bisher an Lohnentwicklung gekoppelt.
Die Rente bewahrt ihre Kaufkraft | Ihre Vorsorge - Weniger starke Dynamisierung der Bestandsrenten
- Degressive Berechnung bei vielen Rentenpunkten
- Höhere Beitragsbemessungsgrenze mit gedeckeltem Anspruch,
- Bundeszuschüsse erhöhen.
Derzeit fließen ca. 25% des Bundeshaushaltes in die DRV,
Dabei ist zu beachten, dass das Rentensystem in der Vergangenheit durch politische Entscheidungen belastet wurde (Wiedervereinigung, Mütterrente, …). Auch sind Ausgaben für die DRV nicht vertan, sondern sichern den Lebensstandard der Rentner-Familien und fließen in die Wirtschaft zurück. Siehe „Höheres Rentenniveau allein durch Beiträge finanzierbar“. - Rentenbeiträge erhöhen.
Sind in 2021 18.6%, waren 1997 20,3%. - Rentenniveau generell senken.
- Versicherungsfremde Leistungen reduzieren.
- Boomer-Soli
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat den „Boomer-Soli“ vorgeschlagen. Die Abgabe soll auf alle Alterseinkünfte oberhalb eines bestimmten Freibetrags erhoben werden.
Als Berechnungsgrundlage könnten die gesamten Alterseinkünfte dienen, sicher nicht nur die DRV-Rente, sondern auch Kapitaleinkünfte und Immobilien – komischerweise wird der Mietwert selbst bewohnter Immobilien nicht erwähnt.
Übrigens ist der Grund für die Aussetzung der Vermögenssteuer 1995 wegen Ungleichbehandlung von Vermögenswerten, weil Immobilien aufgrund veralteter Einheitswerte gegenüber anderem Vermögen unterbewertet wurden, durch die laufende Grundsteuerreform behoben.
All das liegt unserer Politik seit Jahren detailliert vor – inklusive aller Auswirkungen und Schwierigkeiten. Aber wer traut sich, wirklich etwas anzupacken? Und sind wir Bürger bereit für echte Veränderungen? Rage-Bait und Herumhetzen auf Trigger-Themen helfen nicht weiter – sie destabilisieren nur unsere Gesellschaft.
27. Jan. 2022: Die Rentenpläne der Ampelkoalition – alle Probleme gelöst?
Wie ließe sich die gesetzliche Rente realistisch reformieren? : r/Finanzen
Laut Portal Sozialpolitik Jedenfalls nicht bei diesem gesetzlichen Mindestlohn
bräuchte es, wenn alle anderen Parameter unverändert blieben bei einer Beitragszeit von 45J einen Mindestlohn von 16,15€ um über die Grundsicherung zu kommen.


DGB und ifo-Institut streiten über Rentenfinanzierung. Ifo hält Erhöhung des Rentenalters für unvermeidbar. Laut DGB liegt die Lösung unter anderem in mehr tariflich entlohnter, sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, der Einbeziehung aller Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung und der Anhebung des Rentenversicherungsbeitrags bis 2045 auf 25 Prozent. Zudem drängte sie auf eine Erhöhung der Erbschaftssteuer sowie die Einführung einer Steuer auf große Vermögen.
Beitragszahler oder Steuerzahler: Wer zahlt was im Rentensystem? Denn schon heute zahlt die Rentenversicherung nicht nur Renten und Reha-Maßnahmen, sondern auch Leistungen des sozialen Ausgleichs – zum Beispiel Mütterrenten. Diese Leistungen für die gesamte Gesellschaft sollten sachlich richtig nicht aus Beiträgen der Versicherten, sondern aus Steuern finanziert werden.
Warum der Staat der Rentenversicherung Steuern zahlt
Der vorgenannten kapitalgedeckten Vorsorge entgegen steht neben der Lobbyarbeit der Versicherungswirtschaft die Angst der Deutschen vor Aktien und verbreitete Sicherheitsillusionen zu Bankeinlagen und Immobilien, welche wesentlich auf fehlender Finanzbildung (auch mir fehlte diese) beruhen, siehe 1. Anlage-Instrumente zur Finanzgestaltung.
Befürworter rein kapitalgedeckter Vorsorge übersehen leicht das Langlebigkeitsrisiko, siehe 0. Grundlagen zur Finanzgestaltung für den Ruhestand.
Wer beim Verweis auf die schwedische kapitalgedeckte Prämienrente die anderen wesentlichen Unterschiede zum deutschen Modell verschweigt (wie es die FDP tut) will uns veräppeln, siehe Der schwedische Renten-Wunder-Weg – entzaubert und Schweden: Nur bedingt vorbildlich – Hans-Böckler-Stiftung.
In Schweden:
- Zahlen ausnahmslos alle Erwerbstätigen ab 16J in die staatliche RV.
- AN zahlen 40%, AG zahlt 60%.
- In Schweden erhalten die meisten Arbeitnehmer eine nahezu identische Betriebsrentenzusage.
- Es gibt eine Mindestrente mit max. 820€ plus max. 700€ Wohnkostenzuschuss.
Finanzwesir Podcast: Aktienrente: Investieren wie die Schweden
Empfehlung am Ende: Kein Staatsfonds, um Umwidmungen des Kapitals durch zukünftige politische Entscheidungen zu vermeiden und keine Einbeziehung der Finanz-/Versicherungswirtschaft, um Abzocke wie bei Riester zu vermeiden. Jeder(!) zahlt automatisch ca. 2% in einen breiten Aktienfonds ein: Default-Fond und Auswahlmöglichkeit, ohne Garantieanteil, denn diesen hat man ja mit der umlagefinanzierten Rente bereits.
Die Privatisierung eines Rentensystems kann auch schiefgehen: Altersvorsorge: Argentinien und Bolivien wegen Rentensystem angeklagt
Faktencheck Altersarmut: Ist Österreichs Rentensystem wirklich besser?
Österreichs Alterssicherung: Vorbild für Deutschland?
taz: Größeres Stück Kuchen. „Eine Erhöhung des Rentenalters ist unnötig und ungerecht. Vielmehr müssten Löhne vom Wirtschaftswachstum profitieren. Dann steigen auch die Renten„.
In einem Sozialstaat wie D, in welchem zur Not die Allgemeinheit für Notlagen des Einzelnen einspringt, halte ich es für richtig, dass auch eine kapitalgedeckte Vorsorge Pflicht wäre. Viele sind nicht der Lage oder willens für ihre eigene Vorsorge zu sorgen, siehe Verhaltens-Mechanismen von Anlegern (Behavorial Finance). Wer z.B. bei knappem Einkommen 250€ / Monat verraucht, hat offensichtlich die Kontrolle über sein Leben verloren. Deshalb scheint es mir nicht klug zu sein, alles der persönlichen Initiative zu überlassen. Natürlich sollte in der Not jedem geholfen werden – die Schwierigkeiten für z.B. Obdachlose, Süchtige oder psychisch Kranke aus ihren Dilemmas herauszukommen, kann man sich als Außenstehender wohl kaum vorstellen.
Es ist anzunehmen, dass wenn die Politik nicht für faire Entlastungen der jüngeren sorgt, das BVerfG ein ähnliches Urteil wie zum Klimawandel zu deren Gunsten fällen wird, siehe BVerfG fordert zur Freiheitssicherung schärfere Maßnahmen gegen Klimawandel.
Es gibt keine generelle Doppelbesteuerung nach dem Motto „ich muss meine gesamten schon versteuerten Einzahlungen als Rentner nochmal versteuern“. Bei den Renten in Deutschland wird seit 2005 schrittweise die sog. „Nachgelagerte Besteuerung“ eingeführt. „Nachgelagert“ bedeutet hier, dass die Beiträge, die man während der aktiven Beschäftigungsphase in die Rentenversicherung einzahlt, erst einmal von der Steuer befreit sind, dann aber später (eben „nachgelagert“) beim Bezug der Rente versteuert werden. Da die Besteuerung der Renten aber vor 2005 anders geregelt war, gibt es eine langfristige Übergangsregelung, in der sowohl die Absetzbarkeit der Rentenbeiträge als auch die Besteuerung der Rentenbezüge langsam angepasst werden.
Mit dem Grundsatzurteil zur Doppelbesteuerung des Bundesfinanzhofs vom 31.5.21 können Selbstständige, Singles und Bezieher hoher Renten und künftige Rentnergenerationen mit einer Reduzierung der Steuern auf ihre Renten rechnen. Detaillierte Infos zu den beiden Urteilen: BFH urteilt zur Doppelbesteuerung der Renten I + II.
- Auch bisher galt schon: Um Doppelbesteuerungen zu vermeiden, muss die Summe der steuerfreien Rente (hochgerechnet auf die voraussichtliche Rentenbezugsdauer entsprechend der statistischen Restlebenserwartung) höher sein als die Summe der Beitragszahlungen aus versteuertem Einkommen.
- Das Gericht verlangt nun folgende Änderung vom Gesetzgeber: Bei de Berechnung dürfen nicht mehr wie bisher einbezogen werden: Grundfreibetrag, die Werbungskostenpauschale, AN-Anteile der steuerfreien Sozialversicherungsbeiträge.
- Der Gesetzgeber will das in der nächsten Legislaturperiode entsprechend regeln.
- Tagesschau: Bundesfinanzhof zur Doppelbesteuerung von Renten, @00:25.
- 1. Jan 2022: Rentenbesteuerung: Wer wie von der Reform profitiert

Gerd Kommer sieht umlagefinanzierte Renten kritisch, beurteilt sie aber für Jahrgänge bis 1958 als noch gut, siehe „Ist die deutsche Rentenversicherung ein Schneeballsystem?“ in Souverän investieren(*).
IW-Studie 2022 mit interaktiver Grafik: Die Altersverteilung von Steuern, Abgaben und staatlichen Leistungen

DIA Studie zum Vergleich von Rentensystemen

Falsch positive Annahmen
Es gibt aber auch falsch positive Annahmen.
Die Abschläge von der Rente für Frührentner fallen nicht weg, sondern bleiben nach Erreichen des regulären Eintrittsalters weiter bestehen.
Man erhält die Rente nicht automatisch beim Erreichen des Regelrentenalters, sondern muss sie selbst beantragen – idealerweise etwa drei Monate vor Erreichen der Regelaltersgrenze.
Beratungsmöglichkeiten
In persönlichen Beratungsgesprächen mit der DRV wird man nach meiner Erfahrung ausgesprochen gut beraten. Aber steuerliche Themen sind laut deren Vorgaben ausgeschlossen, ich bekam aber schon den Hinweis, freiwillige Einzahlungen mal mit einem Steuerberater zu besprechen. Für eine breitere Sicht als nur die gesetzlichen Renten ist eine Beratung durch einen Rentenberater auf Honorarbasis erwägenswert, siehe Bundesverband der Rentenberater. Mir hat ein solcher Rentenberater einen Streit mit meiner GKV um das Dispositionsrecht mit einem einzigen Schreiben zu meinen Gunsten gedreht (sogar ohne unseren Widerspruch überhaupt zu begründen).
Übersicht Rentensysteme in Europa
Das Max-Planck-Institut für Sozialrecht hat online eine Übersicht über die Rentensysteme in zehn europäischen Staaten erstellt, die interessante Zahlen und Fakten verbindet: Pension Maps.

Links
Weitere Infos hier:
Arbeit im Rentenalter – was heute schon geht und was sich ändern soll | Ihre Vorsorge
FAQ zur Rentenzahlung | Renten Service Deutsche Post
VERS Studien:
- Gewinnschwelle bei Altersrenten. Womit heutige und künftige Rentner rechnen können
- Wie hoch die gesetzlichen Renten wirklich sind. Rentenberechnung in Euro und in Prozent
Portal Sozialpolitik
Ihre Vorsorge – Unabhängiges Vorsorge-Portal mit interessantem Forum mit Experten von der DRV
Aktuarvereinigung: Stabilität und Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge Juli 2021
DRV: Präsentationen auf Presseseminar Juni 2021
Ein lustiger Fakt: Höchste deutsche Auslandsrenten fließen in die Südsee.
Frührente plus Arbeit: Was gilt arbeitsrechtlich?
So gut geht es Deutschlands Rentnern wirklich | Alterssicherungsbericht
Quelle: Alterssicherungsbericht 2024
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