Ich hatte mich so sehr über die schlechte Bedienbarkeit von Währungsrechner–Apps geärgert, dass ich einen eigenen schrieb – für das mittlerweile leider eingestellte Windows-Phone, siehe Meine “Travel Currencies” App. Mittlerweile gibt es z.B. die gut bedienbare CoinCalc App für Android, insbesondere das zugehörige Multi-Widget. Damit sieht man mehrere Währungen gleichzeitig und kann ohne Umständlichkeiten bei jeder Währung direkt einen Betrag eingeben der sofort in alle anderen Währungen umgerechnet wird.
CoinCalc Multi-Widget
Für die mir fehlenden Funktionen habe ich folgendes Excel-Arbeitsblatt erstellt. Features:
Kommissionen und Gebühren berücksichtigen
Spickzettel mit Wechselkursen für typische Denominationen drucken. In Visitenkartengröße für Geldbeutel.
Halbwegs aktuelle Wechselkurs via Excel Stocks Datatype
Dieses Arbeitsblatt braucht Makros für seine Funktionalität.
Effektive Hotelpreise sind schlecht zu vergleichen, weil Hotels und Buchungsportale Preise unterschiedlich angeben: verschiedene Währungen je Anbieter, wechselnde Währungen im Buchungsablauf, Gebühren und Zuschläge im Tagespreis enthalten oder als Zuschläge in Prozent oder zusätzliche Zuschläge je Buchungsschritt oder erst im Gesamtpreis nachdem man seine persönlichen Infos eingegeben hat. Siehe Wichtige Hotelraten und Hinweise zum Hotelzimmerpreis.
Ich bastle gerade an folgendem Excel-Arbeitsblatt um Hotelpreise leicht vergleichbar zu machen. Für jeden Betrag ist die Währung separat wählbar. Die Wechselkurse kommen über den Excel-Datentyp „Stocks“ und sind für diese Anwendung aktuell genug. Die Währung bei „Total price for Stay“ in F39 bestimmt die Basiswährung in welcher gerechnet wird.
Alle blauen Zellen sind eingebbar. Alle Beträge müssen eingegeben werden. Das Sheet holt sich also keine Daten von z.B. Agoda. Auch die Überschriften / Links „Agoda, Hilton, …) im Beispiel sind eingegeben.
Hotel-Preisvergleich: hier Agoda vs. Hilton-Website vs. Trivago
Hier ein paar generelle Anmerkungen zu Steuern um verbreitete Missverständnisse auszuräumen:
Versteuert wird nicht das gesamte Bruttoeinkommen sondern nur der steuerpflichtige Teil des Einkommens. Dieser wird durch Abzug von Freibeträgen (wie Sparerfreibetrag, Altersentlastungsbetrag) und anrechenbaren Ausgaben wie Vorsorgeaufwendungen (z.B. KV-Beiträge, Altersvorsorgebeiträge) vom Bruttoeinkommen ermittelt.
Mit zunehmendem Einkommen steigt der Steuersatz für zusätzliches Einkommen bis zum Spitzensteuersatz von 42% ab ca. 58T€. Den Höchssteuersatz (Reichensteuer) von 45% zahlt man erst ab ca. 278T€ zu versteuerndem Jahreseinkommen.
Beispiel: Mit einem Bruttojahreseinkommen von 55T€ hat man ein zu versteuerndes Einkommen von ca. 48T€, siehe Heydorn Steuerrechner. Darauf hat man einen Durchschnittssteuersatz von ca. 23% und eine Grenzbelastung von ca 38%. Die Grenzbelastung gibt an wie hoch zusätzliches Einkommen zu verteuern wäre. Siehe Einkommensteuer-Rechner des BMF:
Kapitalerträge werden mit dem persönlichen Steuersatz, höchstens jedoch mit 25% Abgeltungssteuer versteuert. Kirchensteuer und den 2021 auslaufenden Solidaritätszuschlag mal weggelassen.
Ist der persönliche Steuersatz kleiner als 25% sollte man beim Finanzamt die Günstigerprüfung beantragen. Bis zu einem zu versteuernden Einkommen von ca. 4.300€/Mon liegt der persönliche Steuersatz unter 25%. Für viele Ruheständler liegt der persönliche Steuersatz deutlich niedriger, siehe Die Steuer auf Renten ist in D gar nicht sooo hoch!
Die Kapitalertragssteuer (KapESt) wird nicht auf das gesamte investierte Kapital erhoben sondern nur auf Erträge wie Dividendenzahlungen für Aktien, Zinszahlungen von Anleihen, Zinsen auf Bankeinlagen und Kursgewinnen aus Aktienverkäufen. Die KapESt ist beim Zufluss der Erträge fällig.
Eine Ausnahme bildet die Abgeltungssteuer bei Fonds: Hier wird die Wertsteigerung automatisch von der Depotbank ermittelt (Vorabpauschale und Dividendenerträge) und 25% Abgeltungssteuer darauf abgeführt – auch wenn keine Fondsanteile verkauft wurden. Siehe So funktioniert die Steuer auf Aktienfonds und ETFs seit 2018.
Die Abgeltungssteuer auf die Vorabpauschale wird von der Bank jährlich im Januar des Folgejahres ermittelt, vom Verrechnungskonto abgebucht und an das FA abgeführt. Je nach Fondsart wird nicht die gesamte Vorabpauschale oder Dividende versteuert, sondern ein Teil wird freigestellt (Teilfreistellung). Bei Aktienfonds (mind. 51% Aktienanteil) werden 30% freigestellt, bei Mischfonds (mind. 25% Aktienanteil) 15%. Bei der Ermittlung wird der Sparerfreibetrag von max. 801€ (bei Singles) in Höhe des vorliegenden Freistellungsauftrags berücksichtigt.
Es kann also zu Abbuchungen vom Verrechnungskonto kommen, auch wenn man keine Anteile verkauft hat. Dazu sollte man für ein ausreichendes Guthaben auf dem Verrechnungskonto sorgen.
Als Anhaltspunkt für den zu erwartenden Steuerabzug kann man Basisertrag 2020 nutzen: 4,90€ pro 10T€ (10T€ x 0,07 % x 0,7 = 4,90 € ). Nach Berücksichtigung von Teilfreistellung (x 0,7) und Steuersatz (0,25%): 0,85€ je 10T€ Fondsanteile. Siehe Vorabpauschale für Fonds und ETF berechnen
Beim tatsächlichen Verkauf von Fonds-Anteilen werden alle Vorabpauschalen in voller Höhe auf den Verkaufserlös angerechnet. Steuern angerechnet. Vom verbleibenden Verkaufserlös sind dann bei Aktienfonds 30 Prozent steuerfrei, bei Mischfonds 15 Prozent
Durch Buy and Hold ergibt sich ein Steuervorteil nicht nur durch Verschieben von Zahlungen in die Zukunft sondern hauptsächlich dadurch, dass nicht gezahlte Steuern weiter Rendite bringen „zinsloses Darlehen vom Staat“. Kommer: Steuern sparen durch Buy-and-Hold
Renten und Mieteinnahmen
Renten und Mieten werden mit dem persönlichen Steuersatz versteuert. Für Immobilien gibt es spezifische steuermindernde Abschreibungsmöglichkeiten. Zu Renten siehe Die Steuer auf Renten ist in D gar nicht sooo hoch!
Trick: LiFo-Versteuerung bei Teilverkäufen von Wertpapieren
Oliver beschreibt in Steuern auf Kapitalerträge und wie man sie minimiert – Entnahmestrategien eine elegante Möglichkeit zur Umgehung der FiFo-Regel des Finanzamtes, bei Teilverkäufen identischer Wertpapiere aus einem Depot immer die zuerst gekauften (mit dem höheren Kursgewinnen weil länger investiert) zu besteuern. FiFo kann je nach aktuellem Steuersatz (in Arbeit, in Rente) ungünstig sein kein.
Will man also beim Verkauf die zuletzt gekauften versteuern, dann überträgt man einfach die restlichen Anteile vorher auf eine anderes (Unter)Depot. Beim Übertragen von Anteilen von einem Depot auf ein anderes werden nämlich immer die zuerst gekauften übertragen. Dazu sind u.U. nicht mal 2 unterschiedlichen Depotbanken nötig, weil manche Broker Unterdepots bieten.
Laut Jörg sieht eine optimale LiFo-Strategie wie folgt aus, siehe die Kommentare zu Thesaurierung extrem beim Finanzwesir.
Erst dann zu verkaufen, wenn entspart wird (also striktes Buy & Hold) und nur so viel zu entsparen, wie in ein paar Monaten verlebt wird (keinesfalls alle Kursgewinne mit 63 oder so realisieren)
Eine Kursgewinn-Leiter in der Ansparzeit zu bilden, immer, wenn zB ein tETF ~10% im Plus ist (oder halt alle ~50k Anlagesumme), faengst du mit einem neuen tETF an (oder mit demselben in einem anderen Depot) Dann hast du zum Entsparzeitpunkt verschiedene „Faesser“ mit unterschiedlichen „Hochprozentern“ (Kursgewinnen) und kannst die steuerl. Fifo-Regel „managen“.
Dann beginnst du so zu entsparen, dass die tETFs mit geringem Kursgewinn zuerst aufgeloest werden (also das ~10%-im-Gewinn-Fass), und die mit hohen Kursgewinnen zuletzt (oder vererbt oder verstiftet) Evtl gilt dann fuer dich bei – kleiner Rente – die Guenstigerpruefung, d.h. du zahlts gar nicht die volle Abgeltungssteuer auf deine Gewinn-Realisierungen?! So profitierst du max. von der Steuerstundung (ggfls noch deine Nachkommen). Unterwegs werden die Steuerfreibetraege angehoben (Realisierung von Kursgewinnen zaehlen zum normalen Einkommen), es gibt Sonderabzuege zB bei chron. Krankheiten / betreutem Wohnen / etc
Ausschüttende/Thesaurierende Fonds: Sparerfreibetrag vs Steuerstundung
Beim Investieren in Aktien-Fonds lassen sich die 801€ Sparerfreibetrag jährlich mit einem ausschüttenden Fond ausschöpfen. Andererseits lässt sich die Steuerschuld mit mit Thesaurierern weit in die Zukunft verschieben, siehe die Kommentare von Jörg zu Thesaurierung extrem beim Finanzwesir.
Man könnte die ersten ca. 50T€ in Ausschütter investieren und den Rest in Thesaurierer um den Sparerfreibetrag jährlich auszuschöpfen. Oder mit dem kompletten Betrag auf die Steuerstundung mit Thesauriereren setzen, in der Hoffnung das die Steuergesetze sich nicht zum Nachteil ändern und bei weiterhin niedrigen Basiszins – damit wird der Sparerfreibetrag erst bei einem Fondsvolumen von ca. 190T€ voll ausgeschöpft (falls ich die vorgenannten Kommentare richtig verstanden habe). Der vorgenannte Jörg sieht das so:
Sollte heutzutage (nach 2018) ueberhaupt der Sparerfreibetrag mit Ausschuettern zuerst ausgeschoepft werden, damit man „den Freibetrag nicht verschenkt“, bevor es an’s Thesaurieren geht?
M.E. nicht! Weil der SFB fuer Thesaurierer eben erst bei ca. 190k € ausgeschoepft wird (anstatt knapp ueber 50k bei Ausschuettern) und man dadurch ca. 10 Jahre spaeter ueberhaupt erst anfaengt Steuern zu zahlen! (auch hier gilt Zeit = Geld, wie beim „je frueher Anlegen, umso besser …“)
Eine Einordnung zur Steueroptimiererei von Jörg : „Erst wenn du deine Assetallokation optimierst (moeglichst hohen AktienETFanteil), die Abkehr von aktiven Fonds/Robos/Einzelaktien (Kosten, Hin&Her) durchfuehrst, machen steuerliche Optimierungen Sinn! Steuerliche Effekte sind aber vermutlich groesser als Kosten rund um ETFs (TER/TD chasing, 0€-Sparplan-Hopping, Broker-Kosten), Rebalanzierung mit aktiven Verkaeufen+Zukaufen.“
Ich hatte mich so sehr über die schlechte Bedienbarkeit von Währungsrechner–Apps geärgert, dass ich eine eigene App Travel Currencies für das mittlerweile leider eingestellte Windows-Phone schrieb. Diese App plane ich auf Android, IOS und im Web wieder aufleben zu lassen.
Alternative Apps
Mittlerweile gibt es z.B. die gut bedienbare CoinCalc App für Android, insbesondere deren zugehöriges Multi-Widget. Damit sieht man mehrere Währungen gleichzeitig und kann ohne Umständlichkeiten bei jeder Währung direkt einen Betrag eingeben der sofort in alle anderen Währungen umgerechnet wird.
Offers conversions for 190+ currencies. Yon can choose between two different rates sources:
ECB: European Central Bank – Rates for 30+ currencies. – New rates every working day at 16:00CET.
PRO: Open ExchangeRates – Rates for 190+ currencies plus precious metals. – Supported digital currencies: Bitcoin, BitShares, Dash, DogeCoin, EarthCoin, Emercoin, Ethereum, Factom, Feathercoin, Linden Dollar, LiteCoin, Namecoin, NovaCoin, Nxt, Peercoin, Stellar, VertCoin, Monero, Primecoin, Ripple . – Rates updated hourly. – Optionally available via in-app purchase.
Rates are autoupdated in the background in the background every 4 hours.
See conversions for multiple currencies at once. For scenarios like hotels quoting their room rates in various currencies: one in Euro, one in Dollar and another one in the local currency Baht. Sorted in the sequence selected by user.
Precious metals: showing values for gold, silver and platinum. Optionally available via in-app purchase.
Offline mode: Works without an internet connection. When traveling you might not have a connection just at the wrong moment; in remote areas, in planes, just after landing before buying a local SIM card.
Values: In addition to seeing that 1 Euro is 43 Baht it is convenient to see that a 1000 Baht note is 23 Euro.
Dieses Arbeitsblatt unterstützt bei der groben Finanzplanung. Für eine auf einzelne Jahre heruntergebrochene Planung siehe Finanzplan für den Ruhestand (Excel).
Auf der linken Seite „Bierdeckel-Planung“ ist eine Berechnung mit realen heutigen Zahlen, also ohne Berücksichtigung von Inflation, Zinsen, Renditen und möglicher Entwicklung von Renten, Mieten, Immobilienwerten oder Ausgaben.
Auf der rechten Seite wird mit Endwerten unter Berücksichtigung mindernder Inflation und mehrender Renditen gerechnet.
Die Eingabewerte sind fiktiv so gewählt, dass sich interessante Konstellationen ergeben.
[Vorsicht! Diese Version hat wahrscheinlich noch konzeptionelle Fehler und falsche Berechnungen – verlasst euch also nicht zu sehr auf meine unerprobten Formeln sondern experimentiert selbst.]
Man plant nicht unter der Illusion die Zukunft würde entsprechend der Planung verlaufen, sondern um zu verstehen wie der beplante Bereich tickt – wie sich geänderte Parameter oder Maßnahmen auswirken. Damit versteht man worauf man Einfluss hat und was man halt akzeptieren muss und kann in Entscheidungssituationen unter Zeitdruck, Stress oder gesundheitlichen Einschränkungen leichter und besser reagieren.
Je nach Aufenthaltsort fallen Kosten weg und ergeben sich Neue. Das ist im Arbeitsblatt abgebildet indem z.B. in Spalte „Langzeitreise RKL“ der GKV-Beitrag von 400€ abgezogen wird und der GKV-Zuschuss der DRV von 150€ auf auf 30€ reduziert wird. Wesentliche Auswirkung auf die Kosten hat, ob man während Langzeitreisen weiterhin eine Wohnung in der Heimat unterhält, siehe Lange Auslandsaufenthalte 2. Staatsbürgerschaft, Melderecht, Adressen.
Habe als Beispiel mal Thailand als Reiseland angenommen um eine mögliche Behandlung von Fremdwährungen aufzuzeigen.
Die Eingabewerte sind fiktiv so gewählt, dass sich interessante Konstellationen ergeben.
Man plant nicht unter der Illusion die Zukunft würde entsprechend der Planung verlaufen, sondern um zu verstehen wie der beplante Bereich tickt – wie sich geänderte Parameter oder Maßnahmen auswirken.
Hier mein Arbeitsblatt zur Anregung für eigene Budgetplanungen.
Viele Ausgaben lassen sich aus Kontoauszügen ermitteln. Die Auszüge eines Jahres manuell durchzusehen dauert keine 10 Min. Man kann aber auch Apps wie Finanzguru oder Clark dazu nutzen, siehe Wichtige Versicherungen.
Die Eingabewerte sind fiktiv so gewählt, dass sich interessante Konstellationen ergeben. Zu Veranschaulichung des Budgets stellt das Arbeitsblatt Werte für ein Sankey Diagramme bereit.
Sankey-Diagram mit Werten aus diesem Budget-Arbeitsblatt
Mein eigenes Arbeitsblatt sieht aktuell anders aus. Hier habe ich versucht allgemein interessante Aspekte zu integrieren, z.B. wohnen in einem Eigenheim oder Einnahmen aus Vermietung. Also verlasst euch nicht zu sehr auf meine unerprobten Formeln sondern experimentiert selbst.
Hier ein Arbeitsblatt zur Anregung für auf einzelne Jahre heruntergebrochene Finanzplanungen: Finanzplan_Arbeit_VorRuhestand.xlsx. [Das Arbeitsblatt kann zum Bearbeiten runtergeladen werden. Es sollte außer in Excel auch in anderen Tabellenkalkulationsprogrammen funktionieren.]
Mein eigenes Arbeitsblatt sieht aktuell anders aus. Mit diesem hier habe ich versucht allgemeinen interessante Aspekte zu integrieren: Gehalt, Rente, ALG I, Mieteinnahmen, Steuern, Tagesgeld, Depot-Anlagen/Entnahmen, Reduzierung des Ausgabenbudgets mit dem Alter, Veränderung von Tagesgeld-Zinsen und Inflationsrate über die Jahre und Übergang vom Erwerbsleben (mit Gehalt) in den Ruhestand (mit Renten und kleinerem KV-Beitrag). Die Lebensphasen Arbeit, (Vor)-Ruhestand, Rente sind konfigurierbar.
Die Eingabewerte sind fiktiv so gewählt, dass sich interessante Konstellationen ergeben.
[Vorsicht! Diese Version hat wahrscheinlich noch konzeptionelle Fehler und falsche Berechnungen – verlasst euch also nicht zu sehr auf meine unerprobten Formeln sondern experimentiert selbst.]
Finanzplaner (Excel) mit konfigurierbaren Lebensphasen (Arbeit, (Vor)-Ruhestand, Rente)
Man plant nicht unter der Illusion die Zukunft würde entsprechend der Planung verlaufen, sondern um zu verstehen wie der beplante Bereich tickt – wie sich geänderte Parameter oder Maßnahmen auswirken. Damit versteht man worauf man Einfluss hat und was mal halt akzeptieren muss und kann in Entscheidungssituationen unter Zeitdruck, Stress oder gesundheitlichen Einschränkungen leichter und besser reagieren.
Dieser Post diskutiert alternative Finanzierungs-Szenarien zu 2. Anlagestrategien für den Ruhestand. Damit möchte ich ein Gefühl für die Gestaltungsmöglichkeiten vermitteln.
[Vorsicht! mit meinen Zahlen. Plant und rechnet lieber selbst – damit versteht man die Zusammenhänge auch viel besser. Aber mein Modellbild gefällt mir gut. Kritik und Ergänzungen sind sehr willkommen.]
Häufig wird bei der Ruhestandplanung von der Vorsorgelücke (aus sicherheitsorientierter Renten-Sicht) gesprochen oder von „… dann sind da noch die Renten“ (aus risikoorientierter Sicht) statt beides gleichberechtigt nebeneinander zu betrachten. Ich betrachte Renten und Anlagen zusammen in einem Gesamtportfolio:
% Lebenslange Renten DRV, bAV, paV
% Investment-Portfolio
% Risikoarmer Teil Tagesgeld (Festgeld), Anleihen
% Risikobehafteter Teil Aktien, Immobilien, Rohstoffe
% Mythischer Teil 😊 Gold
Unabhängig vom Szenario sollte man immer eine Notreserve zurücklegen, für unerwartete Ereignisse wie eine ungeplante Rückwanderung aus dem Ausland, Etwa in Höhe des geplanten Ausgabenbudgets für 6 Mon, aber mindestens 10T€. Siehe 0. Grundlagen zur Finanzgestaltung für den Ruhestand „Risiken“ und Vorsorge für Notfälle. Dieses Geld packt man außer im Notfall nicht an. Es braucht keinerlei Rendite zu bringen. Die aktuellen Negativzinsen auf dem Tagesgeldkonto sind der Preis für dessen Sicherheit. Am besten legt man es nicht auf die Bank mit dem Girokonto, siehe Kontenmodell für lange Auslandsaufenthalte.
Weil viele das tun habe ich auch etwas Gold ergänzt, unabhängig davon ob das finanziell sinnvoll ist. Gold ist ein risikobehafteter Vermögensanteil aber ich würde es nicht in das Rebalancing von risikobehafteten/risikoarmem Anteil einbeziehen sondern zähle es zum Bereich Notreserve.
Modell „Komponenten und Finanzflüsse im Ruhestand“ mit Notreserve
Das Depot ist grün gefärbt, denn „Grün ist die Hoffnung“ 🙂
Annahmen für alle Szenarien
Ausgabenbudget 3.000€ (Netto nach Steuern und KV) Davon 2.000€/Mon für Grundbedürfnisse.
Restlebenserwartung 30J.
Möglichst 100% Kapitalverzehr.
Inflation 2,5%
Rentenerhöhung 2%
Rendite auf Anleihen 0% Rendite auf Aktien 3% bis 4% je nach Szenario.
Alle Szenarien sind so gestaltet, daß sie dieses Budget finanzieren können – aber mit unterschiedlicher Sicherheit.
Der Einfachheit halber gehen alle Szenarien von konstanter Depot-Entnahme über den gesamten Anlagehorizont (Restlebenserwartung) aus.
Alternativ ließen sich die Entnahmen variabel an die Marktentwicklung anpassen und dabei zur Reduzierung des Lebensstandardrisikos auf einen Höchstbetrag deckeln. Alternativ zum gleichbleibenden risikobehafteten Anteil in den hier diskutierten Szenarien könnte man die Aktienquote im Alter erhöhen. Z.B. vor dem Ruhestandseintritt die Aktienquote auf z.B: 30% reduzieren um gegen das Sequence-of-Return-Risk zu puffern und im Ruhestand auf z.B. 80% erhöhen (Glidepath-Methode). Siehe 3. Entnahme-Strategien für den Ruhestand.
Bevor ich erstmals den Barwert einer Rente berechnet hatte unterschätzte ich deren Wert deutlich. Mit z.B. nur 800€/Mon Rente zusätzlich sähe die Asset-Allokation für das Szenario „Risiko-Orientiert“ bereits so aus:
Asset-Allokation mit Renten-Barwert
Die DRV zahlt übrigens auch die Hälfte des GKV-Beitrags der Rente (bei PKV als Zuschuß) und beinhaltet die rudimentäre gesetzliche Erwerbsminderungsrente.
Steuern
Steuern sind grob berücksichtigt:
Habe die Abgeltungssteuer von 25% bei Berechnung der Depotanlagesumme auf Basis der gewünschten Entnahmen berücksichtigt. Im Ruhestand kann der persönliche Steuersatz niedriger sein und es sich lohnen beim FA eine Günstigerprüfung zu beantragen. Siehe auch Welchen Einfluss haben Steuern auf die sichere Entnahmerate?
Abgeltungssteuer bei Arero: 25€/J auf je 10T€ in Arero bei Wertsteigerung 5%. [Warum kommt der Rechner von JustETF zu einem höheren Wert 92€?]
ESt auf DRV-Rente: 182€/Mon bei 2.400€ Brutto und Renteneintrittsjahr 2020
Die Abgeltungssteuer auf die Vorabpauschale wird von der Bank jährlich im Januar des Folgejahres vom Verrechnungskonto abgebucht und an das FA abgeführt. Es kann also zu Abbuchungen kommen, auch wenn man keine Anteile verkauft hat. Dazu sollte man für ein ausreichendes Guthaben auf dem Verrechnungskonto sorgen. Siehe Steuern auf Renten, Kapitalerträge, Mieteinnahmen.
Nicht berücksichtigt sind:
Sequence-of-Returns Risk
Einzelwert-Investments, aktiv gemanagte Fonds, Dividendenstrategien
Haushaltseinkommen (Paar, Kinder)
Arbeitseinkommen
Unternehmensbeteiligungen
Fremdfinanzierte Immobilien
Strategie „Sicherheits-orientiert“
Im sicherheitsorientierten Szenario kann das Depot prinzipiell volles Risiko gehen (100% Aktien) weil die Grundbedürfnisse lebenslang durch Renten abgedeckt sind.
Statt mit hohem Risiko auf hohe Renditechance zu setzen könnten im sicherheitsorientierten Ansatz Aktien rein als Mittel für höhere Sicherheit durch Diversifikation dienen – zum Mindern des Klumpenrisikos „alles in Deutschland/Euro (Renten, TG, Immobilien)“. Oder man könnte eine ausgewogenen 60/40 Asset-Allokation und variable Entnahmen.
Diese Strategie verursacht kaum Managementaufwand. Das ist wichtig falls man keine Lust oder Fähigkeit (mehr) dafür hat. Ließe sich mit 2 Daueraufträgen automatisieren.
Die ersten 50T€ könnte man in die ausschüttende Version A1JX52 Vanguard FTSE All-World ETF legen um die 801€ Steuerfreibetrag mitzunehmen. Andererseits lässt sich die Steuerschuld mit mit Thesaurierern weit in die Zukunft verschieben, siehe Kommentare unter Thesaurierung extrem.
Bin für den risikobehafteten Anteil von 4% Rendite ausgegangen.
Durch die regelmäßigen Entnahmen sinkt der risikobehaftete Anteil mit zunehmendem Alter, was bei dieser sicherheitsorientierten Strategie gewünscht ist. Ein Rebalancing ist nicht zwingend nötig – man könnte aber natürlich zwischen dem Tagesgeld und den Aktien rebalancen.
Durch das relativ lange Aufladungsintervall von 5J hat man gefühlt Ruhe (nur eine Illusion?) vor der Volatilität des Depots, bei allerdings geringer Renditechance weil man ja kürzer investiert ist als bei kürzerem Aufladungsintervall. Ich verstehe auch (noch) nicht ob ein langes Aufladungsintervall steuerliche Nachteile gegenüber jährlicher Entnahme bringt, siehe Steuern auf Renten, Kapitalerträge, Mieteinnahmen. Der Moneyman geht in seinem Auszahlplan von 10J Aufladungsintervall aus.
Wie hoch waren eigentlich die Beiträge des Rentners in die DRV um auf 2.000€ Nettorente zu kommen? Irgendwie kam ich auf 450T€ nur AN-Anteil. [Stimmt das? Kann jemand von euch das ausrechnen?]
Strategie „Risiko-Orientiert“
Im risikoorientierten Szenario sollte man eine konservativere 60/40 Allokation als beim sicherheitsorientierten Ansatz wählen weil ja keine Renten für Grundbedürfnisse vorhanden sind. Durch kürzeres Aufladungsintervall von 1J höhere Renditechance weil länger im Markt investiert. Bin für den risikobehafteten Anteil von 3,5% Rendite ausgegangen.
Man muß selbst rebalancen, z.B. 1-mal jährlich.
Asset-Allokation „Risiko-Orientiert“
In einem Szenario ganz ohne DRV-Rente sind zusätzliche Ausgaben für die KV von ca. 200€/Mon einzuplanen weil man dann komplett Selbstzahler für die KV ist. Der Aspekt KV ist ein wesentlicher Punkt bei vorzeitigem Ruhestand für die Überbrückungszeit zwischen Eintritt in den Ruhestand (z.B.55J) und der Regelaltersrente (z.B. 66J). Wertvolle Infos dazu finden sich im Forum Der Privatier und in seinem Buch Per Abfindung in den Ruhestand(*).
Bei Anlage des risikoarmen Anteils als Tagesgeld ist wegen der Grenze der Einlagensicherung eine Verteilerei von je max 100T€ auf unterschiedliche Banken nötig. Mindestens 2 Banken sollte man zwar sowieso haben, siehe Kontenmodell für lange Auslandsaufenthalte, aber mit risikoarmem Anteil vollständig in TG sind wir schnell bei 4 oder 5 Banken. Deshalb bietet es sich in diesem Szenario an wenigsten 200T€ des risikoarmen Anteils in Anleihen zu investieren, z.B.: DBX0AD Xtrackers Eurozone Government Bond 1-3 ETF mit 015% TER.
Man könnte die Anlagen auf mehrere ETFs verteilen. Der Finanzwesir(*) beschreibt vier Musterportfolios:
Die Ein-ETF-Lösung. Mein Favorit – Einfach und diversifiziert genug.
Zwei ETFs: Industrieländer plus Schwellenländer.
Drei ETFs, gewichtet nach Bruttoinlandsprodukt (BIP): Industrieländer, Europa, Schwellenländer.
Vier ETFs: Die Regio-Lösung mit den vier Wirtschaftsräumen Nordamerika, Europa, Pazifikraum
Weil keine lebenslang sicheren Einkünfte vorhanden sind bleiben die Restrisiken Langlebigkeit und ein Failure Risk. Bei einer 4%-Entnahmestrategie mit 75% Aktien und 30J Entnahmezeitraum beträgt das Failure Risk ca. 2%, siehe The Trinity Study And Portfolio Success Rates (Updated To 2018). Vorsicht: Menschen unterschätzen das Risiko aus kleinen Wahrscheinlichkeiten leicht. Risiko ist die Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung.
Bei Szenarien ohne Renten für Grundbedürfnisse frage ich mich generell, wie man möglichst sichere Entnahmen lebenslang aus einem volatilen Markt holen kann. Müßte man zur Sicherheit vielleicht besser eine noch risikoärmere Allokation wählen und/oder einen höheren Betrag investieren? Oder hat man vielleicht noch Land oder Immobilien in der Hinterhand die nicht in die Planung einbezogen waren. Letztere müßten natürlich einen höheren Verkaufswert haben als die zukünftige Miete. Oder man plant ein (bewußt oder unbewußt) zur Not dem persönlichen Umfeld oder der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen.
Vielleicht sind solche Strategien auch nur was für Reiche – das fängt für mich so bei 2,5 Mio € Gesamtvermögen an. Ab einem gewissen Vermögen geht es ja nur noch um Vermögenssicherung – vielleicht dynastisch über Generationen hinweg.
Strategie „Arero“
Das Szenario Arero ist attraktiv weil damit risikoarmer und risikobehafteter Anteil extrem einfach in einem einzigen ETF vereint sind. Der Arero ist ein Multi-Asset-ETF mit fixer Allokation von 60% Aktien, 25% Anleihen, 15% Rohstoffen. Er hat ein relativ hohes Fondsvolumen und seine Kosten von 0,5% TER sind fair.
Die fixe Allokation des Arero gefällt nicht jedem. Den risikoarmen Teil seines Gesamtportfolios kann man durch die Höhe des Tagesgeldanteils erhöhen – allerdings muss man dann selber manuell rebalancen. Der Arero lässt sich mit ein paar Index-ETF nachbauen: mit eigener Allokation von Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Immobilien(?) und zu etwas geringeren Kosten – auch damit muß dann aber selber rebalancen.
Das Thema Immobilien zur Altersvorsorge ist bei vielen stark emotional besetzt. Die Entscheidung für ein Haus oder eine Eigentumswohnung ist wesentlich eine Lifestyle-Entscheidung – unabhängig von finanziellen Überlegungen, siehe Zendpot Kaufen oder Mieten – Ist die Miete rausgeworfenes Geld? Der Immographs Online Rechner „kaufen vs Mieten“ zeigt schön wie sehr es bei der Beurteilung auf eigene Annahmen ankommt.
Die Immobilien-Strategie baut auf ein Eigenheim (Haus, ETW) und eine vermietete Immobilie. Für das Eigenheim habe ich eine Ersparnis gegenüber zur Miete wohnen von 400€/Mon angenommen. Für die vermietete Immobilie bin ich um auf eine Nettomietrendite von 800€/Mon zu kommen von einem Wert von 300T€ bei einer Rendite von ca. 2% ausgegangen. Habe das mit dem Online Rendite-Rechner für Wohnungen von Stiftung Warentest gegen gerechnet.
Asset-Allokation „Immobilien“
Mit einer höheren Investition in mehr Wohneinheiten ließe sich eine höhere Mietrendite erzielen. Bin bei diesem Szenario mit dem Wert der Immobilien im Rahmen des Anlagevolumens der anderen Szenarien geblieben. In diesen Grenzen zeigt sich ein deutliches Klumpenrisiko im risikobehafteten Teil durch den hohen Anteil von Immobilien – die vielleicht sogar noch alle in der selben Gegend liegen.