Infos und Anregungen zu "Im Ruhestand die Welt bereisen"

Schlagwort: Fremdwährungen

1. Anlage-Instrumente zur Finanzgestaltung

Hier meine Notizen zu Anlageinstrumenten zur Finanzgestaltung für den Ruhestand.

[Meine Aussagen zum Investieren sind generell pro passives Investieren mit ETFs nach der Investmentphilosophie von Gerd Kommer gefärbt, weil das für meine persönliche Situation eine gute Lösung ist.  Bitte behaltet diesen Bias beim Lesen im Hinterkopf.)

Inhalt

Im Kontext dieses Blogs „… im Ruhestand“ ist bei der Bewertung von Anlageinstrumenten vorsorglich das wahrscheinliche Nachlassen geistiger Fähigkeiten mit dem Alter zu bedenken. Die eigenen Fähigkeiten können plötzlich oder schleichend (unbemerkt) nachlassen, oder auch gar nicht. Siehe auch Vorsorge für Notfälle.

Im Kontext „Weltweit …“ ist die Konstellation einer Beziehung mit einem ausländischen Partner zu bedenken, siehe 5. Finanzgestaltung – Internationale Aspekte.

Geeignete Anlageinstrumente

Folgende Anlageinstrumente kommen bei der Finanzgestaltung für den Ruhestand in Frage. Erwartbare inflationsbereinigte Renditen (in 2021 auf absehbare Zeit) stehen in Klammern [%]

Renten (DRV, bAV, pAV)

Renten können wesentlicher Baustein eines Finanzplanes sein weil sie das Langlebigkeitsrisiko absichern, siehe Finanztip Gesetzliche Rentenversicherung: Der wichtigste Baustein für die Altersvorsorge.

Die staatliche deutsche Rentenversicherung (DRV) hat die beste Bonität, die man sich vorstellen kann. Sie wird vermutlich auch zukünftig einen zumindest teilweisen Inflationsausgleich erbringen. Mit ihr lassen sich die Grundbedürfnisse (Essen, Wohnen inkl. Nebenkosten, Krankenversicherung [auch auf Reisen], Kleidung, Kommunikation (Tel, Internet), Transport, Freizeit, Bildung) lebenslang sichern. Dazu sind aber entsprechende Anwartschaften nötig. Diese lassen sich erhöhen durch Freiwillige Einzahlungen in die DRV welche gerade im Alter kurz vor Rentenbeginn besonders attraktiv sind. Mit der Flexirente kann man seine DRV-Rente freier gestalten.

Die Rendite der DRV lässt sich schlecht mit anderen Finanzprodukten vergleichen. Sie zahlt einen Teil der KV-Beiträge, beinhaltet eine rudimentäre Erwerbsminderungsrente und zahlt lebenslang – im Unterschied z.B. zu einem Auszahlplan mit begrenzter Laufzeit. Die Untersuchung Hat die gesetzliche Rente eine Rendite? kommt auf eine Brutto-Rendite von ca. 3,5% (das sind 1,5% bei 2% Inflation). Aktien-ETF mit Entnahmestrategie oder gesetzliche Rente – was ist vorteilhafter?

Zum Thema DRV-Renten wird, angereizt durch reißerische Überschriften, vieles durcheinander geworfen und falsch negativ dargestellt, siehe Mythen und Fakten zur gesetzlichen Rentenversicherung (DRV) und Die Steuer auf Renten ist in D gar nicht sooo hoch!

Die meisten Produkte der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) sind leider Mogelpackungen mit illusorischen Steuervorteilen, bei denen ein Großteil der Förderung in den Taschen der Versicherer verschwindet. Auf unsere Politik lässt sich manchmal Übles einfallen: Besonders schäbig war die nachträgliche Einführung von GKV-Beiträgen (fast 20%) auf Kapitalauszahlungen und Renten aus Direktversicherungen – unglaublicher Weise sogar rückwirkend für Altverträge. Das wurde zwar im Jahr 2020 durch Einführung eines Freibetrags etwas gemildert, aber nur für pflichtversicherte der GKV, nicht für freiwillig in der GKV Versicherte.

Hat man keine für die Grundbedürfnisse ausreichenden Renten aus der DRV oder bAV kann man private Rentenversicherungen (pAV) zur Absicherung des Langlebigkeitsrisikos erwägen, siehe Finanztip Private Rentenversicherung: Monatliche Zahlungen bis ans Lebensende. Dabei gibt es aufgeschobene Rentenversicherungen oder Sofortrenten. Mit der Auszahlungsoption „dynamische Renten“ wird die Rente vielleicht etwas inflationsangepasst.

Allerdings ist die Rendite dieser Versicherungen generell schlecht. In ihnen sind erhebliche Kosten für Verwaltung, Vertrieb und Risiko (für den rudimentären Garantiezins und Langlebigkeit) versteckt. Die Fondgebundenen Varianten verstecken hohe Gebühren in ihren Fondmänteln. Außerdem besteht ein Insolvenzrisiko des Versicherers – die bestehenden Auffanggesellschaften würden die Pleite eines großen Versicherers wohl kaum überleben. Dass Kapital-Lebensversicherungen ein generell ausgesprochen schlechtes Produkt sind, hat sich ja wohl überall herumgesprochen. Ich traue privaten (Renten)Versicherern generell nicht und finde es generell hilfreich im Umgang mit privaten Versicherern und Finanzinstituten davon auszugehen es mit organisierter Kriminalität zu tun zu haben, sonst wird man über den Tisch gezogen. Aber Risiken aus Langlebigkeit oder Krankheit poolt man halt am besten mit Anderen in einer Versicherung – außer man ist richtig reich (das fängt für mich so bei 3 Mio Euro Gesamtvermögen an).

Zum Umgang mit bestehenden (Kapital)Lebensversicherungen berät die Verbraucherzentrale Hamburg per E-Mail: Vertragsprüfung Kapitallebens- und Rentenversicherung – Schriftlich – Lebens- und Rentenversicherung / Sparen und Geldanlage / Probleme mit der Versicherung / Versicherungen. In meinem Fall war die Bearbeitungszeit recht lang, worauf die VZHH aber auch von vornherein hinwies. Häufig ist Kündigen keine so gute Idee. Alte Verträge bieten meist im Vergleich zu heutigen günstigen Zinsen. Alternativ kann man die Versicherung beitragsfrei stellen oder verkaufen. Auch Versicherungsberater beraten unabhängig (diese arbeiten auf Honorarbasis und dürfen keine Provisionen kassieren). Von einer Beratung durch Bankmitarbeiter, Versicherungsmakler oder gar Versicherungsvertreter ist generell abzuraten.

Alternativ zu Rentenversicherungen kann man sich einen eigenen Auszahlplan gestalten. Dazu gibt es folgende Faustregel: Bei 2,5 Prozent Zins im Alter und einer Rentenlaufzeit von 30 Jahren braucht man 25.500 Euro , um sich davon eine Rente von 100 Euro zahlen zu können. Für 500 Euro Zusatzrente braucht man einen Kapitalstock von 127.500 Euro. Bei Auszahlplänen besteht allerdings das Problem die Laufzeit festzulegen. Ist diese zu kurz bleibt Leben am Ende des Geldes übrig, ist sie zu lang bleibt Geld am Ende des Lebens übrig. Als Kompromiss bietet sich eine hybride Lösung aus Sofortrente und Auszahlplan an: Statt z.B. 100T€ vollständig in einen Auszahlplan oder eine Sofortrente zu investieren den Betrag aufteilen: Im Alter von 60J z.B. 30T€ in eine lebenslange Rente ab dem 85. Lebensjahr einzahlen und die restlichen 70T€ in einen Auszahlplan mit 30J Laufzeit. Am einfachsten legt man die 70T€ in einem Multi-Asset-ETF wie dem Arero (60% Aktien, 25% Anleihen, 15% Rohstoffe) an oder mit einer konservativen Allokation von 30% Aktien und 70% Anleihen. Damit kann man je nach Marktentwicklung eine Rente von 200€ bis 330€/Mon erwarten. Die Höhe der einzelnen Entnahmen lässt sich an die Marktentwicklung anpassen.

Bein Renten ist der Zeitpunkt des Rentenbeginns zu beachten. Bei vorzeitigem Ruhestand ist der Zeitraum bis zum Renteneintritt zu finanzieren. Dabei gilt es u.a. folgende Aspekte zu beachten: Rentenansprüche, Abfindungen, ALG I, vollständig Selbstzahler für KV Beiträge. Gute Informationen dazu finden sich im Forum Der Privatier und seinem Buch Per Abfindung in den Ruhestand(*)

Bankeinlagen (Tagesgeld, Festgeld, Geldmarktfonds)

Bankeinlagen wie Tagesgelder, Festgelder oder Gelder auf Girokonten werden von den meisten fälschlicherweise als besonders risikoarm angesehen. Sie sind jedoch nur bis 100T€ pro Bank über die Einlagensicherung abgesichert und bergen trotz der Einlagensicherung ein Ausfallrisiko, vgl. Das unterschätzte Risiko von Bankguthaben und Der Finanzwesir – Was Sie über Vermögensaufbau wirklich wissen müssen(*). Die Einlagensicherung kann in bestimmten Fällen, wie zum Beispiel beim Kauf eines Hauses, auf bis zu 500.000 Euro für einen Zeitraum von bis zu 6 Monaten erweitert werden. Dies bietet den Bankkunden zusätzlichen Schutz und Sicherheit bei großen finanziellen Transaktionen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die genauen Bedingungen und Anforderungen von der jeweiligen Bank und den geltenden Gesetzen und Vorschriften abhängen können. Es wird daher empfohlen, sich vorab gründlich zu informieren und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Festgeldleitern bieten auf absehbare Zeit keine den zusätzlichen Aufwand rechtfertigende Vorteile gegenüber Tagesgeld

Spätestens bei Beträgen über 200T€ sind Geldmarktfonds oder Anleihen statt Bankeinlagen zu erwägen. Sie bieten höhere Sicherheit und ersparen die Verteilerei auf viele Tagesgeld-Banken, siehe Kontenmodell. Für langfristige Sicherheit sind Bankguthaben oberhalb der staatlichen Einlagensicherung nicht tolerierbar risikoreich. Kommer: Anleihen und Zinsänderungen – ein Fallbeispiel

Geldmarktfonds investieren in sehr kurzfristige Staatsanleihen höchster Bonität bei geringen Kosten von ca. 0,1% und etwas geringerer Realrendite als Tagesgeld und Festgeld. Für Bankeinlagen oberhalb der Einlagensicherung sind sie eine gute Ergänzung zu Tagesgeld und Festgeld.

In den Kommentaren des folgenden Artikels wird auch ein interessanter Geldmarktfond diskutiert: FinanzenErklärt! 3,5% aufs Tagesgeld, mit unbegrenzter Einlagensicherung und ohne Kontoeröffnung!

Die Zinsen auf Bankeinlagen waren auch in der Vergangenheit nicht wirklich attraktiv wenn man die Nettozinsen betrachtet, also Bruttozinsen abzüglich Inflation und Kosten, vgl. Nullzinsen und Anlagenotstand – real oder nur konstruiert?

Quelle: Finanztip Realzinsen
Statistik: Entwicklung der Inflationsrate Deutschlands und der gemittelten Leitzinsen der EZB von 1999 bis 2022 | Statista
Quelle: Statista

Niedrige Zinsen allein sind kein Grund an die Börse zu gehen. Zum Kaufen von Aktien oder Anleihen sollte man schon den Wunsch haben am Produktivkapital beteiligt zu sein, Mitbesitzer zu sein und langfristig von der Wertschöpfung profitieren, entweder über Dividenden oder über Kurssteigerungen.

Investment-Fonds (Aktien, Anleihen, Immobilien)

Was ist ein Depot? – Aktiendepot, Broker & Co. einfach erklärt

Investmentfonds- und Einzelwertpapier-Anlagen auf einem Bankdepot sind im Gegensatz zu Bankeinlagen nicht vom Einlagenrisiko betroffen, denn im Konkursfall der Bank fallen diese Investments, im Unterschied zu den Kontoguthaben, nicht zur Konkursmasse der Bank.

Investmentfonds bieten im Vergleich zu Einzelwertanlagen eine einfachere Möglichkeit mit hoher Diversifikation in den weltweiten Aktien- und Anleihemarkt zu investieren.

Exchange-Traded Funds (ETF)

ETF sind börsennotierte Investmentfonds meistens Indexfonds, die in etwa die gleiche Rendite erwirtschaften wie ihr Vergleichsindex (Dax, S&P 500, MSCI World, FTSE All-World). Da dies ohne Fondsmanagement geschieht, sind ETF passiv und damit gegenüber aktiv gemanagten Fonds besonders kostengünstig.

Zur Anlage für den Ruhestand geeignet sind ETF die breite Indices abbilden. Weniger geeignet sind Nischen-ETF.

Finanzwesir: Wir lichten das Index-Dickicht.

Es gibt einiges an Kritik zur Anlage in ETF, das meiste scheint mir nicht stichhaltig und von interessierter Seite zu kommen. Hier ein paar Links zur Klärung:
Kommer: Die absurde Dämonisierung von ETFs
Dagoberts Nichte: Gibt es eine ETF-Blase? (Teil 1) // Marktdominanz der ETFs, Gibt es eine ETF-Blase? (Teil 2) // ETF-Mechanik verstehen

Aktien-ETF

Aktien-ETFs bieten eine einfache Möglichkeit mit hoher Diversifikation kostengünstig in den weltweiten Aktienmarkt zu investieren.

Prinzipiell ist ein einziger ETF völlig ausreichend: schön einfach, kostengünstig und diversifiziert genug. Für eine 1-ETF Strategie sind die kostengünstigen Vanguard All-Word UCITS ETF auf den Index FTSE All-World interessant:

Für die ersten ca. 50T€ Anlagesumme bietet sich der ausschüttenden A1JX52 an um die 801€ Steuerfreibetrag mitzunehmen. Ansonsten ist der thesaurierende A2PKXG vorzuziehen, weil man sich damit das manuelle Reinvestieren von Ausschüttungen (etwa 4mal/Jahr) erspart – manche Broker bieten eine automatische Reinvestition von Erträgen an.

Der Finanzwesir(*) beschreibt vier Musterportfolios:

  • Die Ein-ETF-Lösung.
  • Zwei ETFs: Industrieländer plus Schwellenländer.
  • Drei ETFs, gewichtet nach Bruttoinlandsprodukt (BIP): Industrieländer, Europa, Schwellenländer.
  • Vier ETFs: Die Regio-Lösung mit den vier Wirtschaftsräumen Nordamerika, Europa, Pazifikraum

Mir ist der den Vanguard ETF unterliegende Index FTSE sympathischer als der MSCI weil er eine etwas breitere Marktabdeckung hat, vgl. Finanzwesir Der Index-Aldi jetzt auch in Deutschland. Am Ende ist dieser Unterschied aber eher irrelevant.

Finanztip: Diese Alle-Länder-ETFs überzeugen.

Bei Multi-Asset Fonds sollte man auf die Aktienquote achten – liegt diese wie beim Arero bei mindestens 51% dann fällt signifikant geringere Abgeltungssteuer an.

Hat die aktuelle Rohstoffknappheit auf die Performance des Arero ausgewirkt?
Liefert Arero gute Performance bei aktueller Rohstoffknappheit?

Hier zwei gute Interviews mit dem Erfinder des Arero (Okt/Nov 2022):

Ob nachhaltige ETF aus finanzieller- oder Umwelt-Sicht sinnvoll sind ist ein komplexes Thema, siehe:

Mittlerweile gibt es gibt auch nachhaltige ETF von Vanguard.
Nachhaltig anlegen in die grüne Welt-AG mit „Vanguard ESG Global All Cap ETF“
und einen nachhaltigen Arero.

Anleihen-ETF

Anleihen-ETF sind laut Finanzwesir im Gegensatz zu einfach verstehbaren Aktien-ETF „hinterhältige Biester“. Sie sind komplexer als man so denkt – z.B. fällt ihr Kurswert kontraintuitiv wenn die Zinsen steigen. Von Anleihen verstehe ich noch weniger als von Aktien, was keine gute Voraussetzung fürs Anlegen ist. Für den risikoarmen Anteil werden kurz laufende deutsche oder europäische Staatsanleihen bester Bonität empfohlen. Prinzipiell wären auch Staatsanleihen der USA geeignet, diese bergen aber ein Fremdwährungsrisiko.

Kurz laufenden Staatsanleihen bester Bonität bergen ein geringeres Risiko als Bankeinlagen. Spätestens bei Beträgen über 200T€ sind Anleihen, statt Bankeinlagen zu erwägen um unkompliziert unter der 100T€-Grenze der Einlagensicherung zu bleiben. Damit ist auch verständlich, warum z.B. Großinvestoren negativ verzinste Bundesanleihen kaufen.

Überblick zu Anleihen:

Nikolaus Braun empfiehlt(*): Einen geeigneten ETF für Ihren Stabilitätsbaustein finden Sie etwa auf der Seite von extra ETF:

  • Bloomberg Barclays 1–3 Year Euro Government Bond
  • Euro Government Bond 1–3
  • Eurozone Government Bond 1–3

Der Finanzwesir empfiehlt(*)

  • Deutsche Boerse EUROGOV Germany
  • eb.rexx Government Germany
  • iBoxx EUR Liquid Sovereign (europäisch)

Es gibt auch Inflationsindexierte Staatsanleihen welche das Inflationsrisiko mindern. Der Schutz kostet natürlich etwas. Der höhere Kaufpreis kann die Rendite deutlich schmälern – aber im risikoarmen Teil liegt der Schwerpunkt ja auf der Sicherheit. Weil sie risikoärmer sind, kann man bei ihnen längere Laufzeiten tolerieren. Ihr Anteil am risikoarmen Teil des Anlageportfolios sollte ca. 30% aber nicht überschreiten, siehe

Immobilien-ETF und REITs

Immobilien-ETF und REITs haben gegenüber selbst- oder fremdgenutzten Immobilien einen Liquiditätsvorteil und man vermeidet den teils erheblichen Aufwand für Selbstverwaltung. Diese Vorteile sind gegen die Kosten abzuwägen.

Immobilien sind in einem breiten Weltindex bereits mit ca. 5% enthalten. Da sie jedoch eine relativ niedrige Korrelation zum restlichen Aktienmarkt aufweisen ist es erwägenswert sie im risikobehafteten Teil des Portfolios etwas überzugewichten.

Einzelwertinvestments (Aktien, Anleihen)

Einzelwertinvestments in Aktien oder Anleihen bergen im Vergleich zu Fonds ein deutlich höheres Risiko mit fraglich höheren Renditeaussichten bei deutlich höherem Aufwand und höheren Anforderungen an das eigene Know-How.
Für die meisten Privatanleger werden ihre Renditen durch die Diversifikation von Indexfonds geschlagen. Alle Infos und Ideen die ein schlauer Privatinvestor vor allen anderen zu haben glaubt sind m.E. längst von institutionellen Investoren und dem Markt berücksichtigt. Einzelwertinvestments brauchen viel mehr Sachverstand, können schädliche Transaktionskosten erzeugen und fordern beträchtlichen Arbeitsaufwand und Geisteskraft. Letzteres bedeutet besonders in höherem Alter generell ein zusätzliches operatives Risiko zum Marktrisiko (natürlich gibt es auch Ausnahmen wie Buffett).
Für Investoren mit dem nötigen Know-How und vor allem Spaß am Investieren ist überlegtes Investieren in Einzelwerte ist natürlich eine gangbare Strategie.

Aber deutsche Staatsanleihen sind eine gute Alternative zu Tagesgeld:
FinanzenErklärt! 3,5% aufs Tagesgeld, mit unbegrenzter Einlagensicherung und ohne Kontoeröffnung!

Dividendenstrategien

Dividendenstrategien sind recht beliebt – man spricht von Dividendenadel und Dividenden als dem neuen Zins – aber m.E. meist aus den falschen Gründen. Ein prominenter Vertreter der Dividendenstrategie ist der Finanzrocker.

Bolg „rund um börsennotierte Hochdividendenwerte und ausschüttungsstarke Geldanlagen“: Nur Bares ist Wahres

Bezüglich der Entnahme bieten Dividenden entgegen weit verbreiteter Annahmen objektiv betrachtet keinerlei Vorteil gegenüber Depotentnahmen, siehe Kommer, Depotentnahmen: Mythen und Missver­ständnisse. Mancher mag sich damit aber psychologisch besser fühlen. Diese Erkenntnis ist wichtig, weil viele Entscheidungen pro Dividendenstrategie auf der objektiv falschen Annahme beruhen es sei vorteilhafter Depotentnahmen über Ausschüttungen zu finanzieren statt über Anteilsverkäufe. Regelmäßige Depotentnahmen entsprechend dem Ausgabenbudget sind generell die bessere Lösung. Beim Entnehmen von Vermögen oder Cash ignoriert man Fokussierung auf hohe „automatische“ Ausschüttungen oder hohe Ausschüttungsrenditen. Man entnimmt den gewünschten Zielbetrag pro Periode, entweder über Ausschüttungen und/oder Anteilsverkäufe. Einige Broker wie Consors bieten automatische Auszahlpläne aus Wertpapierdepots an, andere wie die DKB haben solche in Planung.

Über Dividendenstrategien, die davon ausgehen, dass Dividendenaktien eine höhere Rendite liefern und/oder ein niedrigeres Risiko haben lässt sich streiten. Manche meinen z.B. dass Dividendenaktion interessant sind weil der Investor statt dem Unternehmen über die Verwendung der Überschüsse entscheiden kann. Kommer sieht Dividendenstrategien kritisch Dividenden­strategien: Fakten und Fantasien.

Retirement Researcher (Wade Pfau) Three Key Reasons Why Investing for Dividends as a Retirement Income Strategy is a Mistake

Mit Fokus auf Einkommensströme ist folgender Posdcast interessant: Unkorrelierte Einkommensströme – Albert Warnecke & Anton Gneupel

Factor Investing

[Puh! so langsam wird das Schreiben anstrengend -Geht dir beim Lesen wahrscheinlich auch so 🙂 ]

Das Factor Investing ist eine komplexe Verfeinerung des passiven Investierens die auf statistisch identifizierbare Merkmale von Wertpapieren setzt um mit höherer Rendite und/oder niedrigerem Risiko zu investieren.

Eine Trilogie zum Factor Investing:
Factor Investing – die Basics
Integriertes Multifactor Investing
The Pains of Factor Investing

Alpha-/Trendfolge-Strategien

Sogar der Finanzwesir empfiehlt jetzt Alpha-Strategien zum Bremsen der Portfolio-Volatilität und Verbessern der Wertentwicklung: Alpha-Strategie und Alpha-Fonds: Warum die Alpha-Strategie Ihrem Depot guttut
Vom Alpha-Leugner zum Trendfolger
Alpha-Strategie und Alpha-Fonds
Trendfolgestrategie, was ist das?
– Finanzen?Erklärt! Entnahmestrategien optimieren: Können Trendfolge-Fonds das Risiko während der Entnahmephase reduzieren?

Seine Empfehlung und dass er selbst einen Fond dazu auflegt wird kontrovers diskutiert.

Immobilien

Selbst- oder fremdgenutzte Immobilen (Häuser oder ETW) habe ich einbezogen weil manche diese bereits besitzen. Ihre Renditen werden überschätzt, ihre Risiken unterschätzt. Ihr Wert als Anteil am Gesamtvermögen (häufig 50 bis 90%) stellt für die meisten Haushalte ein gefährliches Klumpenrisiko dar, siehe Buch Über Geld nachdenken(*), „Immobilien Zwischen Verstand und Emotion“

Der für die Vermögensbildung wichtige Zwangsspareffekt durch für die Kreditfinanzierung festgeschriebene monatliche Sparraten spielt im Ruhestand keine Rolle mehr.

Immobilien als Kapitalmarktprodukt machen eher keinen Sinn. Über Eigenkapital gekaufte oder ererbte Immobilien zu vermieten ist eine gangbare Strategie. Dabei sind jedoch eigene Arbeitszeit und Nerven oder renditemindernde Hausverwaltung nicht zu unterschätzen.

Selbstgenutzte Immobilien machen nur aus Lifestylegründen Sinn und sich ein Nest unter eigener Kontrolle zu wünschen ist selbst entgegen finanzieller Überlegungen ein völlig ausreichender Grund. Gleichzeitig an mythische Vorteile zu glauben kann jedoch zu Fehleinschätzungen der finanziellen Situation führen. Die häufig genannten ökonomische Motive Altersvorsorge, Wertzuwachs, Schutz vor Mieterhöhungen und mietfreies Wohnen im Alter halten genauerer Betrachtung nicht stand – selbst wenn wir in unserer Betrachtung „für den Ruhestand“ annehmen, dass alle Darlehen getilgt sind, siehe Kommer, Souverän investieren vor und im Ruhestand(*) insbesondere zum Mythos „Mietfrei Wohnen im Alter“. Immobilien lassen sich im Alter schlecht verzehren, weil nicht in häppchenweise verkaufbar und in D gibt es kaum gute Möglichkeiten für Umkehr-Hypotheken (Immobilien als Rente), siehe Zustifterrente der Stiftung Liebenau und Umkehrhypothek als Finanzierung im Alter? Für diesen Fall ist es wohl besser, die Immobilie verkaufen und sich einen Auszahlplan zu machen. Mit dieser Möglichkeit sollte man sich früh auseinandersetzen, statt sie bis zum letzten Moment zu verdrängen, denn die häufig mit dem Alter einsetzende Starrheit macht eine solche Entscheidung nicht leichter.
Teilverkauf: „Senioren Geld aus der Tasche ziehen“
Ihre Vorsorge: Eigenheim sollte bei Renteneintritt gut in Schuss sein

Fremdgenutzte Wohn-Immobilien (Gewerbe-Immobilen sind ein eigenes Thema) bergen ein den Aktien vergleichbares Risiko (Wertverlust, Mietausfälle). Ein Direktinvestment in das Eigenkapital einer einzelnen oder weniger einzelner Wohnimmobilien ist genauso risikoreich wie ein diversifiziertes Aktieninvestment – bei hohem Kreditanteil an der Immobilie vermutlich risikoreicher. Die Nettorendite nach Steuern liegt für Kleinvermieter bis 3 Wohneinheiten zwischen 1,5% und 2%, inflationsbereinigt real bei ca. -0,2% bis +0,3%. Für größere Vermieter real bei ca. 2,5% bis 3%, siehe Kommer, Souverän investieren vor und im Ruhestand(*). Der beträchtliche Arbeitskaufwand zum Verwalten sollte nicht unterschätzt werden – von wegen „passives“ Einkommen. Obwohl mancher das vielleicht als ein schönes Hobby betrachtet oder diese Arbeit zur eigenen Wertschätzung braucht. Immobilien sind nicht häppchenweise verkaufbar, die kleinste verkaufbare Einheit ist eine Wohnung. Wer nicht überdurchschnittlich vermögend ist sollte nicht in eine vermietete Immobilie investieren wenn er schon ein Eigenheim besitzt. Für Vermögende jedoch eignen sich fremdgenutzte Immobilien gut zur Vermögenssicherung.

Viele Immobilien-Investments sind unrentabel weil Menschen naiv glauben, sie könnten erfolgreich Immobilienprojekte auswählen, entwickeln, finanzieren und bewirtschaften. Oft scheitert das schon ganz zu Beginn mit zu hohen Kaufkosten. Es ist verblüffend wie oft von gefühlt erzielten Wertsteigerungen berichtet wird ohne z.B. Berücksichtigung der Inflation. Von der tatsächlichen Wertsteigerung in den letzten Jahren lässt sich nicht auf eine generelle positive Tendenz schließen.

Zu Auslandsimmobilien siehe 5. Finanzgestaltung – Internationale Aspekte – Auslandsimmobilien,

Weiterführende Links zu Immobilien:

Finanztip: Lohnen sich die eigenen vier Wände?
Finanztip Videos: Kaufen oder mieten durchgerechnet
Immographs: Immobilienkauf Online-Rechner
Finanzwesir: Der Excel-Vergleich: Mieter mit Aktiendepot versus Eigenheimkäufer mit (kleinem) Aktiendepot. Was ist besser?
Zendepot: Kaufen oder Mieten – Ist die Miete rausgeworfenes Geld?
Kommer: Foliensatz mit Daten und Fakten Kaufen vs. Mieten –Wunsch und Wirklichkeit
Kommer: Buch Kaufen oder mieten?: Wie Sie für sich die richtige Entscheidung treffen, Neue Auflage Aug 2021(*)
Kommer Mai 2023: Wertsteigerungen von Wohnimmobilien – Traum und Wirklichkeit

Gold

Gold ist eine hoch spekulative Anlage. Es hat aber für viele eine „mythische“ Qualität. Deshalb ist es wohl akzeptabel einen kleinen Teil, vielleicht bis zu 3%, seines Vermögens in Gold zu halten. Gold taugt nur bedingt als Inflationsschutz.

Kommer: Gold als Investment – braucht man das?
Kritische Anleger: Ist Gold eine gute Geldanlage?
Gold als Investment – Fakten und Fantasie
Teil 1: Wie hoch war die historische Goldrendite wirklich?
Teil 2: Faktencheck – Was ist dran an gängigen Ideen zu Gold?
Finanzwesir rockt Duell: Gold kaufen: Sinnvoll oder nicht?
Finanzwesir Podcast: Gold kaufen

Hier praktische Infos zur Anlage in Edelmetallen aus der Freiheitsmaschine (insbes. Teil 2)

Beim Kauf von Gold sollte man auch beachten, dass kleinere Einheiten teurer sind als grosse. Auch sind Goldtafeln, bei welchen man 1g Stücke abbrechen kann, teurer als Barren gleichen Gewichts und sie haben einen schlechteren Spread.

Spielgeld

Wer unbedingt mit etwas Spielgeld spekulieren will, sollte das mit max. 10% seines Vermögens tun. Dabei ist es wichtig, seine Grenzen einzuhalten – Spekulieren birgt ein nicht zu unterschätzendes Suchtpotential!

Im Ruhestand weniger geeignete Anlageinstrumente

Es gibt noch viele weitere Anlagemöglichkeiten (Fremdwährungen, Rohstoffe, Optionen (Derivate), Kryptowährungen, (Acker)Land, Wald und Sammlerobjekte wie Whisky oder Oldtimer) und Anlagestrategien wie der Versuch den angeblichen Cost Averaging Effekt zu nutzen. Diese scheinen mir für die Gestaltung der Finanzen im Ruhestand für weniger geeignet.
Wein, Edelsteine oder Oldtimer als Anlage?
Cryptoassets: The Guide to Bitcoin, Blockchain, and Cryptocurrency for Investment Professionals

Wer sie nutzen möchte sollte sich gut damit auskennen und braucht dann meine Anmerkungen dazu sicher nicht.

Fremdwährungen und Fremdwährungsfestgelder sind eine Spekulation auf die Wechselkursentwicklung. Bei der IKB gibt Tages- und Festgeld in USD: Geldanlagen in US-Dollar.
Kritische Anleger: Vorsicht vor diesen Festgeldern

Rohstoffe sind zwar endlich, aber auch ersetzbar. Investitionen in Rohstoffe halte ich für reine Preisspekulation. Siekommen in meinen Überlegungen nur im Zusammenhang mit dem Dachfonds Areo vor, siehe 3. Szenarien zur Anlagestrategie für den Ruhestand und für das Edelmetall Gold. Die Wissenschaftler hinter dem interessanten Fond Arero sehen in ihrem 15% Rohstoff-Anteil ein Diversifikationspotential.
Siehe Kommer Video: Sollte man in Rohstoffe investieren? G. Kommer über Rohstoffe & Gold im Portfolio.

Die eigenen Fähigkeiten (Humankapital) sind wesentlicher Aspekt bei der Vermögensbildung. Zusätzliche Einkünfte aus Arbeit bei Bedarf auch im Ruhestand, berücksichtige ich bei meiner Planung nicht. Sich im Alter darauf zu verlassen, halte ich für zu risikoreich (Krankheit, Alter, Unlust). Hieraus kann sich aber natürlich ein schönes Zubrot ergeben und die Beschäftigung kann einfach nur Spaß machen oder fit halten.

Nicht börsennotierte Unternehmensbeteiligungen und P2P, Crowdfunding gehören in die Phase des Vermögensaufbaus nicht in die Finanzplanung für den Ruhestand – außer für wirklich Vermögende.

Bankguthaben in Fremdwährungen, sei es im Inland oder Ausland, als vermeintlich risikosenkendes Investment in „Hartwährungen“ sind laut Kommer „Souverän Vermögen schützen“(*) keine gute Idee zur Vermögenssicherung.  Das Wechselkursrisiko aller Währungen zum Euro ist außerordentlich hoch. Der Währungsmarkt in volatil und wird u.a. durch die Zentralbanken „manipuliert“. Wer eine so schwankungsintensive Anlage wie „Hartwährungen“ erwägt sollte besser gleich in Aktien investieren. Trotzdem liebäugle ich persönlich damit.

Kommer: Vorsicht, Franken-Falle! – Darum ist der Franken überschätzt & Euro unterschätzt

Eine einfache Möglichkeit Geld in Fremdwährungen zu halten sie die Multi-Währungskonten von Wise(*) (ex TransferWise).

Wise sichert die Einlagen nicht über eine deutsche oder europäische Einlagensicherung ab sondern über sogenanntes Safeguarding: Ist es sicher, Geld in meinem Multi-Währungs-Konto zu halten? Wie sicher das ist, kann ich nicht beurteilen. Im Zweifel sollte man Wise wohl besser nur für Auslandsüberweisungen nutzen und Geld dort nicht länger als nötig liegen lassen. [Oder kann jemand dieses Safeguarding besser beurteilen?]

Die Tagesgeld- und Festgeldkonten in USB der IKB werden aktuell nicht mehr angeboten.

In Kryptowährungen zu investieren ist reine Spekulation und gehört für mich in den Bereich Spielgeld.  Eine einfache Möglichkeit in Kryptowährungen zu investieren ist die Bison(*) App.

Bison wird von der Börse Stuttgart in Zusammenarbeit mit der solarisBank angeboten und unterliegt der deutschen Einlagensicherung (Einlagen bis 100T€ abgesichert). Mit Coins in Bison kann man keine Waren einkaufen sondern kann nur Coins kaufen, halten und verkaufen. Bison funktioniert wie ein „normales“ Multi-Währungskonto. Man braucht kein Kryptowallet und ist als gelegentlicher Nutzer nicht in der Gefahr den Zugriff auf seine Coins leicht zu verlieren. Bison hat einen schönen Demo-Modus in welchem man den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen ganz ohne Risiko ausprobieren.

Ich selbst habe mein Bison-Konto nur weil ich ein Gefühl für den Umgang mit Kryptos und deren Volatilität bekommen wollte und werden es wohl bei den 300€ in Bitcoin und Ether belassen.

Politisch gibt es sehr kritische Sichten zu Kryptos , sogar von Insidern: Dogecoin-Erfinder: In Kryptogeld steckt das „Schlechteste des Kapitalismus.

Vermögende kaufen weltweit (Acker)Land auf der Suche nach Anlagen zur Vermögenssicherung. Die Chinesen sind schon überall investiert – vielleicht sind sie wirklich auch an den Flächen interessiert aber sie kaufen sicher für politische Einflussnahme. Bill Gates ist der größte Landbesitzer in den USA. Ob sich das für Privatinvestoren lohnt, wage ich zu bezweifeln. Rentiert sich der Kauf von Feld, Wald und Wiese?

Es gibt keinen Cost averaging Effect

Die Begründung von Anlagestrategien mit dem Cost averaging Effect (Durchschnittskosteneffekt) ist Unsinn, weil es einen Cost averaging Effect schlicht nicht gibt, siehe Die Legende vom Cost Averaging Effect. Das spricht jedoch nicht generell gegen Fondssparpläne – im Gegenteil: dauerhaftes Sparen in kostengünstige ETFs ist unbestritten eine der besten Möglichkeiten zum Vermögensaufbau – dazu braucht es keine unsinnigen Begründungen.
Finanztip: Wie sicher sind ETF-Sparpläne wirklich?

Gewarnt sei vor Megatrends und Nischen

Man könnte sogar in Anteile teurer Sneaker investieren.

Folgt man aufgehypten Trends dann nutzt man gerade keinen Informationsvorsprung sondern springt auf längst fahrende Wagen auf oder lässt sich auf undurchschaubarer Risiken oder Kosten ein.

[ *) Dieser Post enthält Affiliate Links. Das kostet dich nichts, bringt mir aber etwas Einkünfte.]

2. Anlage-Strategien für den Ruhestand

[Artikel in Arbeit]

Throw it away! … Because you cannot lose a thing if it belongs to you(*)

[Meine Aussagen zum Investieren sind generell pro passives Investieren mit ETFs nach der Investmentphilosophie von Gerd Kommer gefärbt, weil das für meine persönliche Situation eine gute Lösung ist.  Bitte behaltet diesen Bias beim Lesen im Hinterkopf.)

Inhalt

Ich betrachte Renten und Investments ganzheitlich in einem Gesamtportfolio:

  • % Lebenslange Renten
    DRV, bAV, paV
  • % Investment-Portfolio
    • % Risikoarmer Teil
      Tagesgeld (Festgeld), Anleihen
    • % Risikobehafteter Teil
      Aktien, Immobilien, Rohstoffe
    • % Mythischer Teil
      Gold

Hier mein Modell zur Finanzgestaltung im Ruhestand.

Komponenten und Finanzflüsse zur Finanzgestaltung für den Ruhestand

Planungsszenarien

Ich sehe folgende prinzipielle Planungsszenarien:

  • Man hat bereits ein Vermögen, welches hoch genug ist, um lebenslang auskömmlich im Rahmen seines Ausgabenbudgets zu leben.
    Dann sind Aktien eher zur Erhöhung der Sicherheit durch Diversifikation interessant oder zur Reduzierung von Klumpenrisiken oder zur Verbesserung der Liquidität. Renditeerwartungen sind hier nachrangig.
    Klumpenrisiken können z.B. sein: Alles in Deutschland, der EU und Euro zu halten (Cash, Bankeinlagen, Renten, Anleihen, Immobilien). Selbstgenutzte Immobilien bilden für Privatanleger oft einen zu großen Teil des Vermögens und sind somit ein Klumpenrisiko – bei entsprechend hohem Gesamtvermögen ist das aber kein Argument und sie sind zur Diversifikation geeignet. Generell sind Immobilien nicht häppchenweise verkaufbar.
  • Man hat lebenslange, halbwegs inflationsangepasste Renten welche die Grundbedürfnisse (Essen, Wohnen inkl. Nebenkosten, Krankenversicherung [auch auf Reisen], Kleidung, Kommunikation (Tel, Internet), Transport, Freizeit, Bildung) lebenslang abdecken. Dann kann man je nach Lebensplanung und eigener Risikotoleranz all-in Aktien gehen oder eine sicherheitsorientierte Anlagestrategie wählen. Mein Favorit für dieses Szenario ist ein Portfolio mit 60% Aktien und einer dynamisch an die Marktentwicklung angepassten Entnahmerate, siehe Die genial einfache Vermögensstrategie(*), Kap 9.3.
  • Hat man keine(!) lebenslange Abdeckung der Grundbedürfnisse durch Renten, dann muss man möglichst sichere Entnahmen lebenslang aus einem volatilen Markt holen.
    Dazu muss die Asset-Allokation konservativer sein als mit Renten im Hintergrund oder die Anlagesumme muss sehr hoch sein. Denn jede Erhöhung des risikobehafteten Anteiles erhöht zwar die mögliche Rendite, aber auch das Failure Risk. There ain‘t no free lunch.
    Selbst bei langem Anlagehorizont und konservativer Entnahmerate und unter Berücksichtigung des Renditereihenfolgerisikos (Sequence-of-Return-Risk) bleiben die Restrisiken Langlebigkeit und Failure Risk der Entnahmestrategie. Bei einer 4%-Entnahmestrategie mit 75% Aktien und 30J Entnahmezeitraum beträgt das Failure Risk ca. 2%, siehe The Trinity Study And Portfolio Success Rates (Updated To 2018). Der Mensch unterschätzt das Risiko aus kleinen Wahrscheinlichkeiten leicht! Risiko ist die Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung(!).
    Oder man kalkuliert ein (bewusst oder unbewusst), zur Not dem persönlichen Umfeld oder der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen oder in nicht so sozialstaatlichen Ländern wie D in der Gosse zu landen.

Das sehr interessante Papier The Yin and Yang of Retirement Income Philosophies vom Retirement Researcher Wade Pfau beschreibt zwei grundsätzliche Strategien zur Finanzplanung für den Ruhestand:

  1. Probability-Based
  2. Safety-First

In seinem Buch Retirement Planning Guidebook: Navigating the Important Decisions for Retirement Success (*) teilt er die Grundhaltungen zur Finanzplanung zusätzlich in die Haltungen Optionality vs. Committment ein welche unterscheiden, ob man möglichst flexibel oder vohersehbar planen möchte:

Quelle: Retirement Planning Guidebook: Navigating the Important Decisions for Retirement Success(*)

Wade Pfau & Alex Murguia „Retire with style“ podcasts (leider ist Murgia nervig lustig):

1: You have a retirement income personality, really
2: Why investing for retirement is different
3. Pobability vs. Safety First
4. Optionality vs Commitment Orientation
5. Secondary Retirement Income Styles, Part 1
more here at Spotify

Hier noch ein paar wissenschaftlichere Artikel: The Financial Planning Association (FPA) divides retirement income strategies into three categories: systematic withdrawals, time-based segmentation and essential-versus-discretionary income.

Part 1: Time Segmentation as the Compromise Solution for Retirement Income
Part 2: How to Make Time Segmentation Work in Practice: Three Options for Extending a Bond Ladder
Part 3: Is Time Segmentation a Superior Strategy?

Fundament schaffen

Für eine solides Fundament seiner Finanzen sollte man:

  • Existentielle Risiken absichern
    Krankenversicherung, Privathaftpflicht, (Berufsunfähigkeitsversicherung), (Gebäudeversicherung), siehe Wichtige Versicherungen.
  • Schulden tilgen.
  • Eine Notreserve von etwa 6 Monatsausgaben oder mindestens 10T€ aufbauen. Auf einem Konto auf das man jederzeit (von einem Tag auf den anderen) Zugriff hat, z.B. Tagesgeldkonto. Am besten nicht auf der Bank mit dem Girokonto. Siehe Kontenmodell.
  • Erwartbare hohe Sonderausgaben der nächsten Jahre auf ein Tagesgeldkonto legen, z.B. für den Kauf eines neuen Autos.

Den oft erwähnten Notgroschen für eine neue Waschmaschine oder eine Autoreparatur etc. braucht man m.E. nicht. Dieses Geld kann stattdessen Rendite bringen. Solche Ausgaben lassen sich mit etwas Flexibilität je nach Einkommenssituation und Selbstdisziplin bei anderen Ausgaben oder zur Not über den Dispokredit abdecken. Größere Ausgaben wie für ein neues Auto lassen sich planen. Falls man einen solchen Notgroschen beiseite legt, dann ist dessen Rendite der Dispozins. Es gibt gute Argumente die sogar gegen eine Notreserve sprechen The Emergency Fund: It’s Still Useless!.

Wer noch keinerlei Erfahrung mit Aktien hat, kann parallel einen kleinen ETF Sparplan zum Ausprobieren einrichten, z.B. 25€/Mon in den Vanguard A1JX52. ETF. Damit kann man erfahren wie ein Depot eröffnet wird, wie man Aktien oder Anleihen kauft und ein Gefühl für das Investieren in Aktien und die Schwankungen des Marktes bekommen. Aber wer in der Vermögensaufbauphase noch nicht an der Börse war wird vor/im Ruhestand kein Vermögen mehr mit Aktien aufbauen können – es fehlt schlicht an Zeit und ganz wesentlich an Erfahrung mit der Volatilität des Marktes. Zur Diversifikation in Aktien für mehr Sicherheit ist es aber nie zu spät. Der Finanzwesir beschreibt das schön in Kann Leser P. die Rentenlücke schließen? Alles hat seine Zeit im Leben und wer zwei Jahre vor der Rente die Börse für sich entdeckt, sieht nur noch die Rücklichter des Renditezugs.

Vorgehens-Schritte

Folgende Schritte zur Gestaltung des persönlichen Gesamtportfolios bieten sich an:

  • Ausgabenbudget bestimmen
  • Verzehren oder Vererben klären
  • Restlebenserwartung schätzen
  • Anlagehorizont festlegen
  • Zwischen Vermögenssicherung/-Verzehr oder
    weiterem Vermögensaufbau entscheiden
  • Persönliche Risikotoleranz und Risikotragfähigkeit bestimmen
  • Asset-Allokation festlegen
    Unter Berücksichtigung von: Ausgabenbuget, zu vererbender Anteil, Anlagehorizont, Steuern, Risikotoleranz, vorhandenes finanzielles Potential, verbleibendes Spar- und Investitionspotential.
  • Konkrete Finanzprodukte auswählen
  • Regelmäßig rebalancen
  • Regelmäßig Risikotoleranz prüfen

Ausgaben-Budget

Grundlage der Gestaltung ist die Ermittlung/Planung der Ausgaben, siehe Ausgaben-Budget, siehe Ausgaben budgetieren – Heimat (Excel). Die Ausgaben lassen sich klassifizieren in:

  • Ausgaben für Grundbedürfnisse
    (Essen, Wohnen inkl. Nebenkosten, Krankenversicherung [auch auf Reisen], Kleidung, Kommunikation (Tel, Internet), Transport, Freizeit, Bildung)
    Siehe auch Harz 4 Regelsatz.
  • gewünschte Ausgaben
    Für das schöne Leben.
  • erhoffte Ausgaben
    z.B. zum Weitergeben an andere (Nachkommen, Organisationen).

Das Ausgaben-Budget kann sich mit zunehmendem Alter oder sich ändernden Lebensumständen verändern, siehe Finanzplan für den Ruhestand (Excel). Manche gehen davon aus im hohen Alter geringere Ausgaben zu haben, das kann, muss aber nicht für jeden so sein.
Das Budget kann je nach hauptsächlichem Aufenthaltsort (Heimat, Kurzreise, Langzeitreise, ausgewandert) unterschiedlich sein, siehe Budget-Planung Heimat->Reisen(Excel).

Vererben oder verzehren

Wer etwas vererben möchte sollte ausrechnen wie viel er sich leisten kann und erwägen es mit warmen Händen zu tun, nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen.

Zum Finanziellen Potential teilt Kommer(*) die Haushalte in 3 Klassen auf:

  • A-Haushalte ohne oder mit nur geringem Nettovermögen.
  • B-Haushalte mit mittlerem bis hohem Nettovermögen.
  • C-Haushalte mit sehr hohem Nettovermögen.
    Pro-Kopf-Nettovermögen von mehr als 2,5  Mio Euro.

Für A-Haushalte haben kaum eine realistische Perspektive etwas zu vererben. C-Haushalte brauchen sich die Frage „Reicht mein Geld im Ruhestand“ nicht zu stellen.

Kommer: Kapitalverzehr vermeiden – ist das anstrebenswert?

Restlebenserwartung

Die angenommen Restlebenserwartung bestimmt wie lange man eine geplantes Ausgabenbudget finanzieren muss. Die eigene Restlebenserwartung hängt von vielen Faktoren ab, u.a. Gene, Geschlecht, Schicksal (in welches Land und soziales Umfeld man hineingeboren wurde), Gesundheitszustand, Lebensumstände, Zufall (schon morgen kann durch einen Unfall alles ganz anders sein). Hier ein Rechner zur Restlebenserwartung Wie alt werde ich? Zur Sicherheit sollte man nicht von der mittleren statistischen Restlebenserwartung ausgehen, diese erreicht man mit 50% Wahrscheinlichkeit, sondern wenigstens von der mit 10% Wahrscheinlichkeit. Beispiel:  Mittlere statistische Restlebensdauer eines 60-jährigen Mannes: 22J (Lebensalter 82), mit 10% Wahrscheinlichkeit: 32J (Lebensalter 92).

Anlagehorizont

Bei der Bewertung des Risikos einer Geldanlage spielt der Anlagehorizont eine wesentliche Rolle. Erfolgreich Investieren an der Börse für Rendite funktioniert nur langfristig mit einem Anlagehorizont von 15+J. Das setzt der Finanzgestaltung im Ruhestand Grenzen: Der gesamte Anlagehorizont kann zwar durchaus 30+J betragen, aber je nach Ausgabenbudget und Renten muss man Entnehmen, z.B. alle 5J die Ausgaben für 5J, siehe 3. (Entnahme) Szenarien den Ruhestand.

Vermögens-Sicherung, -Verzehr, -Aufbau

Braucht/will man überhaupt Rendite aus seinen Investments, oder geht es rein um Vermögenssicherung/-Verzehr oder auch im Ruhestand weiter um Vermögensaufbau. Wenn man genug hat (die o.g. C-Haushalte), braucht man sich die Börse gar nicht anzutun oder kann das recht gelassen tun.

Risikotoleranz und Risikotragfähigkeit

Ein Videos mit Andreas Beck um Risiken besser zu verstehen:

Die verschiedenen Anlageklassen habe eine unterschiedliche Volatilität (Standardmaß für die Risikohöhe). Hier die Vergangenheitswerte USA 1928 bis 2018, siehe Die genial einfache Vermögensstrategie: So gelingt die finanzielle Unabhängigkeit(*):

  • Bankeinlagen: ca. 3%
  • Anleihen: ca. 7,7%
  • Aktien: ca. 20%

Risikotoleranz bedeutet salopp gesagt wie gut man mit seinem durch die gewählte Asset-Allokation bestimmten Ausgesetztsein in die Marktvolatilität schlafen kann.

Riskotragfähigkeit beschreibt das eigene finanzielle Potential um die Auswirkungen von möglichen Verlusten auszugleichen: Humankapital, vorhandene Geldmittel, Renten, Immobilien, (Acker)-Land) sowie das verbleibende Sparpotential und Investitionspotential. So kann z.B. der finanzielle Spielraum durch die Finanzierung eines Eigenheimes reduziert sein.

Hier ein Szenario um ein Gefühl für das Risiko zu bekommen: Asset-Allokation 60% risikobehaftete Aktien mit Renditeerwartung 5,2% und 40 % risikoarme Anleihen mit Renditeerwartung 0%. Daraus ergibt sich bei einer langfristigen Anlage eine erwartete Rendite von 3,12 % nach Inflation, vor Kosten und Steuern (0,6 x 5,2 % + 0,4 x 0,0 % = 3,12 %). Entsprechend der Faustregel, wonach der sich der Wert des Aktienanteils in einer Krise halbieren kann, müsste man temporäre Rückschläge von 30 % verkraften (60 / 2 + 40 = 70).

Für manchen mag das zu viel Risiko sein für zu wenig Renditechance . Daher ist es verständlich, wenn auch nicht besonders klug, aus Verunsicherung einfach nichts zu tun. Mancher mag Alternativen erst gar nicht hören sich auf seine Grundeinstellungen zurückziehen oder auf versteinerten Ansichten oder mythischen Annahmen zu Finanzen beharren. Dann gibt es noch diejenigen die sich nie recht um ihre Finanzen gekümmert haben und die Dinge einfach laufen lassen, so wie ich selbst lange Zeit. Mancher überlässt seinem Lebenspartner die Kontrolle (vielleicht sogar ohne Ehevertrag) oder verlässt sich auf Bank- oder Versicherungsberater. Mancher verliert sind im Detail oder neigt zu sinnloser Optimiererei. Andere spielen süchtig mit Aktien oder Währungen. Mancher mag sich für schlauer als die anderen (institutionellen) Investoren und den Markt halten. Was man aus den Möglichkeiten macht muss jeder selbst entscheiden.

Erfahrungsgemäß ist eine Aktienquote oberhalb von 70 % für viele nervlich in Krisenphasen schwer zu ertragen. Das größte Risiko sind schwache Nerven, nicht die Börse!

Will man wenigstens die Kaufkraft seiner Anlagen erhalten dann sollte der Aktienanteil mind. 30% sein bei z.B. 2% individueller Inflationsrate und -0,5% Negativzinsen auf Tagesgeld (0,3 x 7% Aktienrendite bei 0% Anleihenrendite = 2,1%).

Rendite ist die Belohnung für das Tragen von Risiko. Das bedeutet: Nur wer bereit ist, Risiken in einem gewissen Ausmaß einzugehen, kann aktuell eine Rendite erzielen, die höher ist als Null. Die Erwartung ganz ohne Risiko eine positive Nettorendite zu bekommen ist unrealistisch.

Zur Beurteilung der eigenen Risikotoleranz kann man sich folgende Fragen stellen:

  • Wie wirkt sich die wahrgenommene Volatilität des Marktes auf deinen Schlaf aus?
  • Hat Du Bedenken das Ende deines Vermögens zu überleben?
  • Würde ein Markteinbruch deinen Lebensstandard stark beeinträchtigen?
  • Wie gut kämst Du mt einer Reduzierung deines Lebensstandards zurecht?
  • Wäre einen höhere Renditeerwartung es wert ein größeres Risiko einzugehen – mit der möglichen Folge von Einschränkungen des Lebensstandards.

Wer eher zu einem probability-based Ansatz tendiert dem erscheinen Renten eher uninteressant weil sie kein Renditepotential bergen und einen bestimmten Lebensstandard „einfrieren“. Dabei wird das Pleiterisiko eher gering bewertet. 90% Wahrscheinlichkeit für Erfolg werden als gut genug empfunden.

Wer eher zu einem safety-first Ansatz tendiert möchte wenigsten für seine Grundbedürfnisse gesorgt haben und hält volatile Finanzinstrument für ungeeignet zur Altersvorsorge. Er verlässt sich dabei vielleicht zu stark darauf, dass sich die Dinge halbwegs wie geplant entwickeln und unterschätzt Unwägbarkeiten wie wirtschaftliche, fiskalische, rechtliche oder politische Entwicklungen oder die Unsicherheit bzgl. seiner Lebenserwartung und Gesundheit. Auch muss er für die gewünschte Sicherheit bei Auszahlplänen deutlich längere Laufzeiten als die erwartete Restlebensdauer einplanen. 10% Wahrscheinlichkeit für Mißerfolg werden als unakzeptabel empfunden.

Finanzwesir: Ohne Risikomanagement kein Erfolg an der Börse

Asset-Allokation

Zum Festlegen der Asset-Allokation sind zu beachten: Ausgabenbudget, Anlagehorizont, Steuern, zu vererbender Anteil, persönliche Risikotoleranz und Risikotragfähigkeit. Zum mit Asset-Allokationen „spielen“ siehe Asset-Allokation (Excel).

Die Asset-Allokation bestimmt im Vergleich zu Titelauswahl, Markttiming, Gebühren und Steuern wesentlich die Rendite.

Quelle: Steinbeis Research Center for Financial Service

Für konkrete Finanzinstrumente siehe 1. Anlageinstrumente zur Finanzgestaltung. Bei der Wahl von Index-ETF ist der zugrunde liegende Index wesentlich, weniger der ETF-Anbieter. Zum Vergleich der Gesamtkosten von Index-ETF ist die Trackingdifferenz besser geeignet als der TER, siehe justetf: Trackingdifferenz besser als der TER, Finanzwesir: Auf der Jagd nach dem perfekten ETF.

Alternative Anlagestrategien

Die Auswahl von Finanzinstrumenten ist bestimmt durch die prinzipielle Anlagestrategie:

  • Aktive Einzelwert-Investments
    Selbst in einzelne Aktien investieren oder via
    aktiv gemanagter Fonds oder Vermögensverwalter
  • Passive Einzelwert-Investments
    Dividenden Strategien, Value Investing
  • Passives investieren in Index-ETFs
  • Investieren in Mietimmobilien

Wissenschaftlich/Theoretisch scheint mir für Privatanleger (selbst semiprofessionelle) der Index-ETF-Ansatz überlegen zu sein. Aber wer die nötige Expertise für Einzelwertinvestments hat soll das natürlich gerne tun. Am wichtigsten ist, dass man sich mit seiner Strategie wohlfühlt und bei Marktkorrekturen nicht in Panik gerät.

Irgendwie ist mir aber die verbreitete Stimmung pro Index-ETFs suspekt – fühlt sich manchmal an wie „laut vor Angst im Wald pfeifen“. Das kann aber auch an meiner Informationsblase liegen. Deswegen versuche ich mich in fundierteren Quellen als bloß Blogs und Foren tiefer zu informieren. Hier ein guter Podcast dazu: Siegen ETFs sich zu Tode?

Beim passiven investieren in Index-ETFs gibt es folgende Möglichkeiten von einfachst bis komplex:

  • Weltportfolio (weltweite Index-ETF auf Aktien und Anleihen)
    1 weltweiter Aktien-ETF (evtl. nachhaltig).
    1 Anleihen-ETF kurz laufender europäischer Staatsanleihen bester Bonität.
    Einfach, diversifiziert genug, kostengünstig.
  • Marktportfolio (weltweite Index-ETF auf Aktien, Anleihen und Rohstoffe)
    Noch diversifizierter als Weltportfolio.
    Noch einfacher als Weltporfolio – nur 1 ETF für alles bei Wahl eines Mischfonds wie dem Arero.
  • Weltportfolio mit Aufsplittung des risikobehafteten Teils in mehrere ETF
    Z.B. für gezielteren Anteil von Emerging Markets.
    Für etwas Kostensenkung.
  • Weltportfolio mit Beimischung von Rohstoffen, Immobilien-Aktien, Gold
    jeweils max. 5 bis 10 %
  • Weltportfolio mit Factor-Investing
    Siehe 1. Anlageinstrumente zur Finanzgestaltung

Kommer: Passiv investieren – die Basics

Das Weltportfolio wurde durch Gedr Kommers Standardwerk Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs(*) bekannt.

Das Weltportfolio von Gerd Kommer – souverän investieren mit ETFs (incl. Factor Investing)

Es setzt auf breite Diversifikation im risikobehafteten Teil durch Investition in weltweite Index-ETF. Das Risiko lässt sich durch den Anteil risikoarmer Anleihen-ETF höchster Bonität oder Tagesgeld (Festgeld) steuern.

Man kann die Anlagen auf mehrere ETFs verteilen. Der Finanzwesir(*) beschreibt vier Musterportfolios:

  • Die Ein-ETF-Lösung.
    Mein Favorit – Einfach und diversifiziert genug.
  • Zwei ETFs: Industrieländer plus Schwellenländer.
  • Drei ETFs, gewichtet nach Bruttoinlandsprodukt (BIP): Industrieländer, Europa, Schwellenländer.
  • Vier ETFs: Die Regio-Lösung mit den vier Wirtschaftsräumen Nordamerika, Europa, Pazifikraum

Das Marktportfolio(*) wurde durch Martin Webers Arero ETF bekannt.

Es setzt auf breiteste Diversifikation im risikobehafteten Teil durch Investition in alle risikobehafteten Teile des Marktes, in die sich leicht investieren lässt. Sammlerobjekte z.B. sind risikobehaftet, aber man kann nicht leicht in sie investieren. Ein Beispiel für die Umsetzung des Marktportfolio-Ansatzes ist der Beispiel Arero ETF mit einer Asset-Allokation von 60% Aktien, 25% Anleihen und 15% Rohstoffen. Die Sinnhaftigekeit eines Rohstoffanteils ist auch unter Wissenschaftlern umstritten.

Auch beim Arero lässt sich das Risiko l durch den Anteil risikoarmer Anleihen-ETF höchster Bonität oder Tagesgeld (Festgeld) steuern – aber man verliert damit an der attraktiven Einfachheit diese ETF weil man wie beim Weltportfolio selbst rebalancen muss.

Es gibt eine nachhaltige Version des Arero und alternative, ähnliche Mulit-Asset-ETFs z.B. con Comstage und xtrackers mit geringerem Rohstoffanteil, siehe Podcast: Multi-Asset-ETFs – Der Finanzwesir rockt.

Finanzfluss: 10 Weltportfolios im Vergleich: Rendite, Volatilität, Diversifikation & mehr!
2:52 Portfolio 1: 1 ETF Lösungen (ACWI IMI + FTSE All-World)
5:53 Portfolio 2: 70/30 Portfolio + 60/40 Portfolio
8:09 Portfolio 3: 50/30/20 Portfolio
9:17 Portfolio 4: 70/30 mit Small Caps
11:19 Portfolio 5: Nachhaltiges 70/30 Portfolio
13:06 Portfolio 6: Multi-Faktor Portfolio
14:55 Portfolio 7: Dividenden Portfolio

Für Privatanleger besteht einem global diversifizierten Aktienportfolio kein relevantes Wechselkursrisiko (Währungsrisiko) für welches sich eine Absicherung (Hedging) lohnen würde: Mit Anleihen in der Heimatwährung hat man kein Wechselkursrisiko. In einem global diversifizierten Aktienportfolio besteht für die meisten Privatanleger kein relevantes Wechselkursrisiko für welches sich eine Absicherung (Hedging) lohnen würde. Ein Welt-ETF hat ein gewisses Wechselkurs-risiko aber auch eine Wechselkurs-chance. Die Fondswährung eines ETF ist rein kosmetisch und stellt weder Risiko noch Chance dar.
Kommer: Währungs­absicherung: Wann sinnvoll, wann nicht?
Finanzfluss: Währungsrisiken bei ETFs
Finanzwesir: Wie wichtig ist die Währungsabsicherung bei einem weltweit anlegenden Indexfonds?

Man sollte seine eigenen Strategien gut verstehen – es gibt ja wirklich solche die leicht zu verstehen sind und wenig Betreuungsaufwand verlangen. Aber nicht wenige scheinen mir ernsthafte Schwierigkeiten beim Abwägen konkurrierender Aspekte oder dem Einschätzen von Risiken zu haben. Sie sehen nur einzelne Aspekte wie mietfrei Wohnen, Nullzinsen, kurzfristige Aktiengewinne, regelmäßige automatische Einkünfte aus Dividenden oder irgendein gerade besonders wahrgenommenes Risiko statt rational abzuwägen.

Zum Abwägen kann es hilfreich sein ein Bild zu malen auf dem man die wesentlichen Aspekte gleichzeitig sieht oder eine einfache Ziel/Lösungsmatrix (siehe Länder-Vergleiche) zu entwerfen.

Ein Review mit einem guten Finanzberater kann ich jedem nur wärmstens empfehlen. Finanzberater ist jedoch ist im Unterschied zu Rentenberater und Versicherungsberater kein gesetzlich geschützter Beruf und damit ist es nicht so einfach einen guten zu finden, siehe Liste Honorarberater für Finanzen. Ich war mit meiner telefonischen Beratung durch Moneyman24 sehr zufrieden. Eine Beratung kann nicht nur vor Fehleinscheidungen schützen, sondern oder unbedachte Aspekte und Möglichkeiten aufzeigen, sondern auch zur Beruhigung beitragen eine richtigen Weg einzuschlagen. In Webers Buch gibt es ein ganzes lesenswertes Kapitel Anlageberatung(*) dazu.

In volatilen (Finanz)Märkten gibt es keine vorhersehbar immer überlegene Strategie – gut genug ist also völlig ausreichend, siehe Die perfekte Geldanlage? Vergiss es! Wichtiger als die gewählte Strategie sind die Fähigkeit zur Impulskontrolle und Risikotoleranz.

Grundannahmen

Für welche Strategie man sich letztlich entscheidet hängt von den eigenen Grundannahmen ab. Diese sind nicht zuletzt stark geprägt vom Staat in dem man aufgewachsen ist: Amerikaner z.B. tun sich viel leichter mit risikobehafteten Investments als Deutsche. Ich teile die Grundannahmen der Investmentphilosophie von Gerd Kommer Capital.

Es kann hilfreich sein sich problematischer (unbewusster) Verhaltensmechanismen für die Finanzgestaltung bewusst zu machen, siehe Verhaltens-Mechanismen von Anlegern (Behavorial Finance).

Hier ein schöner Artikel vom Finanzwesir zur Börsenpsychologie.

Vor/Im Ruhestand geht es meist um Vermögenssicherung und Vermögensnutzung, nicht um Vermögensaufbau, siehe 0. Grundlagen zur Finanzgestaltung für den Ruhestand.

Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Es ist illusorisch anzunehmen es gäbe eine völlig sichere Anlage mit guter Rendite.

Glaubt man an die Informationseffizienz der Kapitalmärkte oder meint man durch eigene Erkenntnisse den Markt schlagen zu können. Informationseffizienz der Kapitalmärkte bedeutet, dass jegliche Information aufgrund derer man einen Vorteil ziehen zu könnte im Markt bereits berücksichtigt (eingepreist) ist – bevor man von ihr auch nur erfährt,

Zur Bewertung von aktivem vs passivem Investieren gibt es unterschiedliche Ansichten. Aktives Investieren (mittels Einzelwert-Investments, aktiv gemanagter Fonds oder durch Vermögensverwalter) versucht durch gezieltes Markt Timing oder bewusste Auswahl bestimmter Wertpapiere eine besonders attraktive Rendite-Risiko-Kombination zu erzielen. Passives Investieren in Index-ETF folgt einfach automatisch einem Index. Ich teile die Ansicht, dass der passive Ansatz überlegen ist. Natürlich schlagen einzelne Investoren immer wieder den Index, nur lässt sich das nicht sicher vorhersagen. Siehe auch Finanzwesir Ich investiere mein Geld passiv.

Es gibt keine verlässlichen Vorhersagen. Alle kennen nur die Historie, niemand kann zukünftige Entwicklungen sicher vorhersagen oder eine Person/Organisation finde die dies kann.

Markttiming bringt keinen Vorteil. In der Entnahmephase lässt sich etwas Markttiming aber nicht vermeiden. Mindestens bei der Entscheidung zum Start der Entnahmephase und im Falle von Entnahmestrategien mit einem n-Jahre Intervall evtl. bei den Entnahmeterminen, siehe 4. Finazierungs-Szenarien für den Ruhestand.

(Globale) Diversifikation senkt das Risiko ohne die Renditeerwartung zu reduzieren.

Investieren an der Börse für Rendite funktioniert nur langfristig mit einem Anlagehorizont von 15+J. Das setzt der Finanzgestaltung für den Ruhestand Grenzen: Der gesamte Anlagehorizont kann zwar durchaus 30J betragen, aber je nach Ausgabenbudget und Renten muss man Entnehmen, z.B. alle 5J die Ausgaben für 5J, siehe 3. (Entnahme) Szenarien den Ruhestand.
Zur Diversifikation mit Aktien für mehr Sicherheit ist es aber nie zu spät.

Die Nebenkosten des Investierens wirken sich erheblich auf das Endvermögen aus (Hin und her macht die Taschen leer). Deshalb gilt es bei ETFs auf geringe Gesamtkosten zu achten (über die Trackingdifferenz, s.o.). Bei einem Buy-and-Hold Ansatz sind die Transaktionskosten vernachlässigbar.

Finanzwesir: Wann und wo kaufe ich meinen ETF?
Finanzfluss: Depot-Vergleich 2023

Man kann eine Buy-and-Hold (kaufen und halten) Strategie verfolgen oder aufgrund eigener Erkenntnisse kurz- und mittelfristig umschichten.

Der risikoarme Anteil braucht keine Rendite zu bringen. Aufgabe des risikoarmen Anteils des Portfolios ist ausdrücklich nicht dessen Rendite zu erhöhen, sondern rein als Sicherheitsanker zu dienen. Die schlechten Nettozinsen aufs Tagesgeld oder Anleihen kann man als Kosten für die Sicherheit betrachten. Für mehr Rendite des Portfolios kann man ja in den risikobehafteten Anteil umschichten.

Immobilien sind in einem breiten Weltindex bereits mit ca. 5% enthalten. Da sie jedoch eine relativ niedrige Korrelation zum restlichen Aktienmarkt aufweisen ist es erwägenswert sie im risikobehafteten Teil des Portfolios etwas überzugewichten.

Mein Post 3. (Entnahme) Szenarien den Ruhestand diskutiert alternative Szenarien um ein Gefühl für die Gestaltungsmöglichkeiten zu vermitteln

Umsetzung der Strategien

Direktbanken sind kostengünstiger als Filialbanken. Es lohnt jedoch nicht permanent zum günstigsten Broker zu springen. Einmal einen zuverlässigen mit fairen Kosten auszuwählen ist ausreichend.

Mit Auslandsdepots lassen sich Steuern kaum vermeiden, aber ins Folgejahr verschieben, siehe Zehn Gründe für ein Auslandsdepot … (und fünf dagegen). Siehe Lange Auslandsaufenthalte 3. Steuerliche Aspekte

Bei der Umsetzung ist die persönliche Asset-Allokation ist sehr wichtig. Die Wahl des einem ETF zugrunde liegenden Index ist wichtiger als der die herausgebende Fondsgesellschaft. Die Gesamtkosten eines ETF sind wesentlich für das erreichbare Endvermögen. Die Transaktionskosten (auch für Sparpläne) sind bei Buy-and-Hold vernachlässigbar. Der mit Abstand wichtigste Faktor beim Anlegen bist Du selbst, deine Fähigkeit zur Impulskontrolle und deine Risikotoleranz.

Generell zur Auswahl von ETF siehe Finanzwesir: Auf der Jagd nach dem perfekten ETF. Zu den einmaligen Kaufkosten siehe Finanzwesir: 900 € in diese drei ETFs? Laut Kommer sind Unterschiede in den Kaufkosten erst ab ca. 0,2% beachtenswert.

Z.B. ist der Multi-Asset Fond Arero mit 0,5% TER teurer als der Vanguard All-World Aktien ETF A1JX52 mit 0,22% TER. Hier gilt es u.a. die geringeren Kosten des A1JX52 mit Tagesgeld als risikoarmem Anteil gegen die Bequemlichkeit des Arero abzuwägen: risikoarmer Anteil (via Anleihen, also keine Verteilerei auf TG-Banken nötig) und risikobehafteter Anteil in einem Produkt, automatisches Rebalancing..

Zu Umsetzung der Entnahme-Strategien in unterschiedlichen Vermögenskonstellationen siehe 4. Finanzierungs-Szenarien für den Ruhestand und Kontenmodell für lange Auslandsaufenthalte.

Das die früher häufig diskutierte Unterscheidung zwischen swappenden und replizierenden ETF hat sich mittlerweile ziemlich erledigt, weil heutzutage die meisten ETF replizieren.

Das früher häufig diskutierte Thema Steuereinfachheit hat sich für die meisten Fälle mit der Investmentsteuerform von 2018 erledigt.

Bei einem großen Anlagebetrag stellt sich die Frage „alles auf einmal investieren oder in Tranchen“. Theoretisch ist die Einmalanlage überlegen, man mag sich aber mit dem Investieren in Tranchen besser fühlen, siehe
Kommer Einstieg in den Aktien­markt: Einmal­anlage oder Phasen­investment?
Finanzwesir: Kalaschnikow – was letzte Preis? Wieder mal brilliant geschrieben u.a. über den Recency Bias (die Überbewertung aktueller Meldungen). Laut Finanzen?Erklärt 500.000 Euro investieren / All-In oder auf Raten? hat die Einmalanlage eine höhere Renditechance als Tranchen solange die Entnahmephase noch weit in der Zukunft liegt. Kurz vor der Entnahmephase sind jedoch (wegen des Sequence-of-Return-Risks) Tranchen viel besser.

Überwachung, Rebalancing

Mit der Web App Portfolio Performance kann man sein Investitionsportfolio komfortabel überwachen. „Ein Open Source Programm zur Berechnung der Performance eines Gesamtportfolios – über verschiedene Depots und Konten hinweg – anhand von True-Time Weighted Rate of Return und internem Zinsfuß.“ Siehe Performance eines Portfolios überwachen.

Um die geplante Asset-Allokation bei schwankendem Markt einzuhalten, muss man diese regelmäßig wieder ins Lot bringen, ansonsten würde sich das Risikoprofil des Investmentportfolios ungeplant verschieben. Rebalancen bedeutet das geplante Verhältnis zwischen risikoarmen und risikobehafteten Teil wieder herzustellen:

  • Sind die Aktien gestiegen muss man die Aktienquote reduzieren und die Anleihenquote entsprechend erhöhen
  • Sind die Aktien gefallen muss man Anleihen verkaufen und dafür Aktien nachkaufen

Rebalancing lohnt erst bei Abweichungen von ca. +/-5% vom Plan. Für Selbstdisziplin und um Markttiming zu vermeiden, sollte man einen fixten Termin für das Rebalancing einhalten, z.B. Jährlich am Jahresende. An diesem Tag kann man gleichzeitig seine evtl. geplante Entnahme ausführen.

Kommer: Rebalancing: Vorteile, Methoden, Prinzipien
Finanzwesir: Unkorreliertheit, Rebalancing, Volatilität

Stresstest, Anpassung an Lebensumstände

Man sollte regelmäßig sein Depot einem Stresstest unterwerfen sowie seine Risikotoleranz kritisch überprüfen und die Asset-Allokation ggf. entsprechend anpassen. Dafür ist der Termin des Rebalancing ein schlechter Zeitpunkt, denn beim Rebalancen geht es um das Einhalten der Planung – fängt man hier an alles in Frage zustellen dann wird es schwierig mit der Impulskontrolle.

Auch bei einer wesentlichen Änderung der Lebensumstände oder des Marktumfeldes kann einen Anpassung der Portfolios nötig werden.

Call to Action

Jetzt bleiben nur noch die eigene Entscheidung und Umsetzung. Viel Spaß damit!

Es gibt nichts Gutes außer man tut es.

Meine persönliche Finanzgestaltung

Ich selbst habe meine Finanzen für den Ruhestand so gestaltet, dass meine Grundbedürfnisse durch lebenslange, halbwegs inflationsangepasste Renten komfortabel abgedeckt sind, siehe safety-first Ansatz in 3. Entnahme-Strategien für den Ruhestand. Dazu war es nötig, zusätzlich zu meinen erarbeiteten Rentenanwartschaften, freiwillig etwas in die DRV einzuzahlen. In meinem Fall lohnten sich die Einzahlungen in die DRV auch steuerlich: Je 10T€ Einzahlung ergaben sich ca. 3T€ Steuervorteil. Zusätzlich lasse ich eine meiner bAVs als Rente auszahlen (diese Entscheidung war wohl angesichts der Inflation nicht gut).  

Safety-First Strategie

Meine „Strategie“ hat sich eher zufällig so ergeben, weil ich 38J in Angestelltenverhältnissen arbeitete und mich in jüngeren Jahren nicht motivieren konnte was über Finanzen und Investieren zu lernen – es hat mich einfach nicht interessiert. Finanzen sollten dringend ein Schulfach sein! Ich würde mich jedoch mit heutigem Wissen auch bewusst für den Safety-First-Ansatz entscheiden – aber auch von Anfang an in Aktien investieren.

Ich wurde im Alter von 60J finanziell frei und habe nun alle Zeit der Welt für das, was mir wichtig ist – solange es mein Schicksal erlaubt.

Ich plane mein Vermögen möglichst komplett zu verzehren, weil ich niemanden zum Vererben habe und auch keine philanthropische Ader.

Risikobehaftete Anlagen wie Aktien sind für mich eher zur Diversifikation für mehr Sicherheit interessant, weil ansonsten mein ganzes Einkommen und Vermögen (Renten, Cash, Bankeinlagen, Immobilie) ein Klumpenrisiko darstellt, da es komplett in Deutschland/Europa/Euro steckt – bin übrigens kein Euroskeptiker! [Als ich das schrieb, hätte ich nie die Eskalation des russischen Angriffskriegs ab 2022 erwartet und habe entsprechend nicht ausreichend diversifiziert]. Mögliche Renditen sind für mich nachrangig.

In Anlehnung an Strategie 3 Risikobehaftete Anlage – variable Entnahme in Webers Buch Die genial einfache Vermögensstrategie(*) entnehme ich alle 5J (vielleicht ändere ich das auf jährlich) einen an die Marktentwicklung angepassten Betrag – so gerechnet, dass am Ende meiner Restlebenserwartung kein Kapital im Depot übrig bleibt. Bisher habe ich nichts entnommen, weil meine Rentenauskünfte ausreichten.

Ein besonderer Aspekt bei mir ist, dass ich freiwillig in der GKV bin, siehe Älter als 55J von PKV in GKV wechseln. Das hat den Nachteil, dass ich fast 20% KV/PV-Beitrag auf alle Kapitalerträge wie Mieteinnahmen und Erträge aus Investments zahlen muss – jedoch nicht auf Entnahmen vom Cash-Anteil.

Sollte ich in Zukunft einen größeren Zufluss an Mitteln haben (Erbschaft, Immobilien-Verkauf) kann ich mir vorstellen, den größten Teil davon in den nachhaltigen(?) Arero zu stecken. Haupt Beweggründe dafür sind die Einfachheit, mich wenig damit beschäftigen zu müssen und dass ich leider schon seit 63J merke, wie ich immer schusseliger werde.

Ich habe folgende schlechte (zumindest fragwürdige) Entscheidungen getroffen:

  • Extrem niedrige Abfindung beim Aufhebungsvertrag nach 32J Betriebszugehörigkeit akzeptiert. Der AG (nicht die Kollegen) war mir so widerlich, dass ich einfach nur noch weg wollte. Auch hätte ich den AG schon Jahre vorher wechseln sollen – heute empfehle ich jedem „like it or leave it“.
  • Abfindungszahlung nicht ins nächste, viel steuergünstigere, Jahr verschoben.
    Wollte die Zahlung sofort, weil ich dem AG misstraute.
  • Unterstützungskasse statt Direktversicherung auszahlen lassen.
    UK Auszahlung musste versteuert werden. DV Auszahlung wäre steuerfrei gewesen. Hatte kein Vertrauen in den UK Versicherer.
  • DV verrentet statt Auszahlung.
    Auszahlung wäre steuerfrei gewesen. DV Rente wird mit Ertragsanteil versteuert. Ausgezahlten Betrag hätte ich inflationsgeschützter (als jetzige Rentenzahlung) anlegen können.
  • UK Auszahlung teils freiwillig in die DRV eingezahlt und auf Tagesgeld liegen lassen. Konnte mich wegen meines relativ kurzen Anlagehorizonts nicht für mehr Aktien entscheiden und wollte mehr Geld für die nächsten Reisen verzehren. Einzahlungen in die DRV sind zwar grundsätzlich prima. Aber in meinem Fall wäre eine Erhöhung des Aktienanteils gegen mein Klumpenrisiko „alles in Deutschland/Euro (Renten, TG, Immobilien)“ besser gewesen. Das bewahrheitete sich in 2022 mit dem Ukraine-Krieg und der Inflationssteigerung.

Hier ein anderer Ansatz einer jungen Frau: Why I Own 100% US Stocks.

Kontenmodell (für lange Auslandsaufenthalte)

Konten bei zwei deutschen Banken

Zur Finanzgestaltung für den Ruhestand braucht man einige Konten bei mindestens 2 Banken. Die Verteilung der Konten auf die Banken hat folgende Gründe:

  • Im Falle der Sperrung des Zugangs zu einer Bank (beim Anmelden zu oft vertippt, Betrugsversuche) hat man weiter Zugriff auf die Konten der anderen.
  • Möglichkeit Tagesgeld zu verteilen um unter der 100T€-Grenze der Einlagensicherung zu bleiben.
  • Notreserve getrennt von häufig genutzten Konten zu halten könnte es manchen leichter machen diese wirklich nur im Notfall anzufassen.
  • Depot nicht bei den häufig genutzten Konten um Buy-and-Hold zu erleichtern weil man die Marktschwankungen nicht so häufig vor Augen hat. Dieser häufig genannte Grund scheint mir aber nicht plausibel: Bei einfachen Depots mit z.B. nur einem Index-ETF bekommt man die Entwicklung unvermeidbar täglich über die Nachrichten mit. Wer ein komplexes Depot aus Einzel-Aktion hat will vielleicht gerade täglich sehen wie sich das entwickelt.

Kostenlose Schufa-Auskunft

Hier (etwas versteckt) gibt‘s die kostenlose Schufa Auskunft. Hole ich alle paar Jahre mal ein. Beim ersten Mal tauchten da noch Konten und Karten auf, die ich schon viele Jahre nicht mehr hatte.
https://www.meineschufa.de/de/datenkopie

DKB Konten und Karten als integrierte Lösung

Meine Kontenstruktur weicht von der oben dargestellten ab. Ich habe mein Girokonto, mein allgemeines Tagesgeld, Notreserve-Tagesgeld und Depot schon seit 14+J bei der DKB und bin damit sehr zufrieden. Als Aktivkunde (Voraussetzung 700€ Geldeingang pro Mon) hat man damit gerade auf Reisen gute Konditionen. Bei der ING habe ich ein Extra-Konto für Tagesgelder und hatte mal ein Depot.

Für mich sind seit Jahren die Konten und Karten der DKB die beste Lösung – insbesondere seit es wegen der Einführung der Zwei-Faktor-Authentisierung (2FA) bei allen Banken kein Multi-Banking mehr gibt. Im übersichtlichen Finanzstatus werden mein Girokonto, mehrere Tagesgeldkonten, meine DKB Visa-Card, meine Lufthansa Miles & More Mastercard und mein Depot angezeigt. Leider wird seit Juli 2021 das PayPal-Konto nicht mehr angezeigt.

Finanzstatus mit Giro, Kreditkarten (Visa, Mastercard) Depot und Tagesgeldern

Mit dem DKB-Broker u18 Konto kann man seine Kinder in die Finanzwelt einführen. Ihre Konten und Depots werden im vorgenannten Finanzstatus mit angezeigt und Überweisungen zwischen alle Konten erfolgen ohne Verzögerung. Und für Partnerschaften gibt es ein DKB-Cash Gemeinschaftskonto.

Das DKB-Banking bietet auch eine Verwalterplattform für Immobilien-Verwalter und ein Vermieterpaket zum Verwalten eigener Immobilien. Ich weiß aber nicht wie gut diese Funktionen sind.

Bei der DKB gab es Ende 2021 einige Änderungen: Kostenlos ist nur noch eine Debit Visa Card. Credit Visa Card und Girocard sind kostenpflichtig und es gibt eine neue DKB-Banking-App. Leider ist der Finanzstatus in der neuen App nicht so übersichtlich wie in der alten – werde die alte App so lange wie möglich weiter nutzten. Werde die Kosten von 2,50€/Mon für die Credit Card tragen. Ich vertraue nicht darauf, dass Debit Cards genauso breit akzeptiert werden – vielleicht werden, z.B. Debit Cards für Kautionsleistungen z.B. von Autovermietern nicht akzeptiert (und sei es nur als Vorwand, um den Kunden mit unnötigen Versicherungen abzuzocken). Ich möchte zur Sicherheit auf Reisen keine Karte nutzen, welche direkt von meinem Guthabenkonto abbucht.

Weitere deutsche Banken

Früher hatte ich Konten bei weiteren Banken. Seit es wegen der Einführung der Zwei-Faktor-Authentisierung (2FA) kein Multi-Banking mehr gibt und Zinsen auf Tagesgeld und Festgeld uninteressant wurden, habe ich das reduziert. Generell bin ich auch bei der Anzahl Banken und Konten für Einfachheit. 2 Banken müssen es aber mindestens sein. Mehr Banken nur, wenn eine Verteilung von Anlagen auf mehrere Depots aus steuerlichen Gründen oder zur Verteilung des Tagesgeldes wegen der Einlagensicherung oder Negativzinsen sinnvoll ist. Steuerlich kann es z.B. zur Steuerstundung sinnvoll sein Aktien auf mehrere Depots zu verteilen (und die Depotbank keine Unterdepots unterstützt) um es beim Verkauf einfacher zu haben, zuerst die Aktien zu verkaufen die man kürzer hält, siehe LIFO in Steuern auf Renten, Kapitalerträge, Mieteinnahmen.

Eine weiter interessante Bank scheint die ComDirekt zu sein. Mit der habe ich aber keine Erfahrung.

Ich bin nicht verrückt auf kostenlose Karten und Konten – mir wäre es lieber, wenn die Kosten transparent ausgewiesen und fair wären. Banken müssen ja schließlich auch was verdienen. Generell sind bei „kostenlosen“ Angeboten die Kosten meist irgendwo versteckt oder es gibt irgendwelche Fallstricke im Kleingedruckten oder man ist selbst (mit seinen Daten) das Produkt.

Zwei Kreditkarten (mindestens)

Man braucht mindestens 2 Kreditkarten von unterschiedlichen Banken und Anbietern (z.B.: Visa, Mastercard). Damit erhöht sich die Sicherheit immer eine am jeweiligen Ort akzeptierte Karte zu haben und bei Kartensperren auf eine andere Karte oder Bank ausweichen zu können.

Beim Beantragen von Kreditkarten wähle nie Teilzahlung wählen! weil das sehr hohe Zinsen verursacht.

Zum Merken der ganzen unterschiedlichen PINs hilft folgender Spickzettel:

Spickzettel mit der PIN 4221 verschlüsselt mit dem Codewort „mogelfurz“

Beim Auswählen von Kreditkarten fürs Reisen sollte man auf geringe, besser gar keine, Fremdwährungsgebühren (Auslandseinsatzentgelt) des Kartenherausgebers achten. Diese werden sowohl beim Bezahlen mit der Karte als auch beim Abheben von Bargeld am ATM in Landeswährung berechnet. Nicht zu verwechseln mit den unvermeidbaren Fremdkundengebühren der Geldautomatenbetreiber!

Billige Mastercards sind schwer zu finden. Es gibt die kostenlose zu Wise. Die kostenpflichtige Lufthansa Miles & More Blue Credit Card für 5€/Mon (lässt sich alternativ über 1.375 Meilen bezahlen) finde ich interessant weil sie in den Finanzstatus der DKB integriert ist, s.o..

Es gibt virtuelle (digitale) Kreditkarten bei denen man keine physische Plastikkarte erhält, z.B. von Wise.

Mit Bonusprogrammen habe ich nichts am Hut, auch nicht mit dem Flugmeilen sammeln. Die Prämienpunkte zur Amazon-Visa nehme ich halt so mit, sie waren jedoch kein Grund für die Beantragung dieser Karte [Die Amazon/LBB Visa Card wird zum Nov 2023 eingestellt. Die Konditionen der von der LBB angebotenen Visa Card Extra finde ich uninterssant, mals sehen ob Amazon noch mit einem besseren Angebot kommt] Die Amex Karte wird häufig zum Punkte sammeln empfohlen. In den USA scheinen Bonusprogramme attraktiver zu sein. Für Infos zu Bonusprogrammen siehe Kreditkarten-Bonusprogramme.

Als Ergänzung zur DKB Visacard bieten sich die Barclaycard Visa oder die Hanseatic Bank Genialcard an die Amazon Visa . Siehe auch Finanztip: Die besten Kreditkarten, die viel können und nichts kosten.

Auch die mit manchen Karten gebotenen Versicherungen interessieren mit nicht – ich schließe lieber explizit Versicherungen für bestimmte Risiken ab, siehe Wichtige Versicherungen. Die meisten mit Kreditkarten angebotenen Versicherungen gelten nur bei Einsatz der entsprechenden Karte, also nicht wenn die Leistung auf einem anderen Weg bezahlt wurde. Für manche könnte AuslandsReiseKV der Miles & More Gold interessant sein, sie gilt auch ohne Karteneinsatz und mit 90 Tagen für vergleichsweise lange Reisen, bietet aber nur medizinisch notwendigen Rücktransport, siehe Lohnt sich die Miles and More Kreditkarte?

Ich nehme generell die einfachste, günstigste Kreditkarte eines Herausgebers, also z.B. die M&M Blue und nicht Gold. Besonders elitäre Karten würde ich nie verwenden – wer will unterwegs schon gerne auffallen, siehe Vorsorge für Notfälle. Schwarze Karten finde ich übrigens extrem nervig: in meinem schwarzen Geldbeutel sehe ich diese oft nicht gleich und erschrecke ob dem vermeintlichen Verlust – echt jetzt!

Bei manchen Auslands(Reise)KV gibt es eine Versicherungs-Debitkarte für den Geldbeutel. Eine solche im Notfall dabei zu haben kann hilfreich sein. Ich hatte z.B. eine Real-Time Notfallkarte der Allianz zur AuslandsReiseKV von STA. Siehe Lange Auslandsaufenthalte 4. Krankenversicherung.

Curve Meta-Kreditkarte

Die Curve Meta-Kreditkarte ist eine Debit Mastercard, mit der sich beliebige Kreditkarten in einer Karte zusammenfassen und über die Curve App verwalten lassen. Es werden nur Karten von Visa und Mastercard unterstützt, nicht Amex. Die Curve kann bei Google- und Apple Pay eingebunden werden. Beim Zahlen kann man jeweils entscheiden, welche der konfigurierten Karten die Curve Card „emulieren“ soll.

Eine Curve Meta-Card erstzt viele Karten im Geldbeutel

Man kann bis zu 90 Tage nach einerTransaktion die zu belastende Karte zu wechseln. Als weiteres interessantes Feature lassen sich für jede emulierte Kreditkarte zwei Backup-Karten konfigurieren auch die automatisch ausgewichen wird wenn eine Zahlung (z.B. wegen Überschreitung des Kreditrahmens) abgelehnt wurde.

Die Curve kann für Nutzer von Kreditkarten mit schlechten Auslandskondition interessant sein um Fremdwährungsgebühren zu vermeiden.

Die häufig erwähnten besseren Interbanking-Wechselkurse der Curve kann ich im Vergleich zur den Visa- und Mastercard der DKB nicht nachvollziehen. Auch sollte man beachten, dass es bei Curve an Wochenenden Aufschläge von bis zu 1,5% gibt, um eventuelle Wechselkursschwankungen durch geschlossene Devisenmärkte auszugleichen.

Ich kann mir vorstellen, daß es praktisch ist mit einer einzigen Karte alle anderen mit dabei zu haben, aber die originalen zur Sicherheit im Safe lassen zu können. Habe keine Erfahrung ob die Curve immer dann verlässlich angenommen wird wenn ich eine Kreditkarte brauche. Sollte ich zur Sicherheit doch eine 2. Karte dabei haben müssen lohnt sich die Curve für mich nicht. Ich werde von meinen Erfahrungen berichten. Weitere Infos hier:
Curve Card: Erfahrungen, Gebühren und Alternativen!
Curve Kreditkarte: Erfahrungen mit Vor- & Nachteilen [2021]
Curve: Wie lange wird das „Parasiten-Geschäftsmodell“ Bestand haben?

Auch sollte man die Betragsgrenzen der verschiedenen Curve-Karten beachten: Mit der kostenlosen Curve Blue sind Zahlungen bis 500€/Mon und Abhebungen am ATM bis ca. 200€/Mon kostenfrei. Für mein Reisebudget ist das für alleinige Nutzung zu knapp. Aber ich könnte ohne zusätzliche Umstände am ATM meine DKB Visa verwenden und danach im Safe lassen, wie ich es meist sowieso mache.

Bank und Karten im Ausland

Ich reise mit Kreditkarten von DKB, Wise , Curve und Santander: Einige Visa, zwei Mastercard. Zusätzlich habe ich noch die Girocard der DKB dabei, falls ich mal von der 2FA-App oder TAN2Go auf Chip-TAN zurückfallen muß. Auch mit der Girocard kann man im Ausland günstig Bargeld an ATMs abheben. [Die mit der Girocard nötige Maestro-Funktionalität gibt es seit Mitte 2023 nicht mehr. Die Amazon/LBB Visa Card wird zum Nov 2023 eingestellt.]

Weil die Santander die Fremdkundengebühr (s.u.) nicht mehr erstattet (leider auch keine andere Bank mehr) und wegen weiterer Verschlechterungen ihrer Konditionen hat die 1plus für mich ihre frühere Attraktivität als Reisekreditkarte verloren.

Vorsicht ist geboten wenn man auch nur der kleinsten Bezug zur USA hat: Mir hat die ING das Depot gekündigt nur weil ich eine US-Telefonnummer (Google FI) in den Kontaktdaten eingetragen hatte – ohne irgendeine vorherige Ankündigung oder Rücksprache. Vermutlich handeln Banken hier so strikt, um aufwendige Kommunikation mit der US-Steuerbehörde zu vermeiden.

Ich würde auch bei Abmeldung aus D möglichst immer ein deutsches Konto behalten und sei es nur für den Notfall einer Rückwanderung. Für Auswanderer kann es aber aus steuerlichen Gründen besser sein darauf zu verzichten, s.u.

Ist man länger in einem Reiseland, dann kann es sinnvoll sein dort ein lokales Bankkonto zu eröffnen. Damit kann man z.B. Fremdkundengebühren (non-customer fees) vermeiden und es ist einfacher lokale Rechnungen zu begleichen. Die Fremdkundengebühren können betragen z.B. 220THB pro Abhebung an Geldautomaten in Thailand, 250PHP in den Philippinen und 3USD in den USA. Fremdkundengebühren kann man minimieren, indem man immer den maximal erlaubten Betrag abhebt, der ist in TH häufig nur 10.000THB, aber es gibt wenige Banken deren ATM 30.000THB erlauben.
Bis letztes Jahr haben DKB und Santander die Fremdkundengebühren auf Antrag erstattet, das hat sich bei langen Reisen ganz schön zusammengeläppert. Aktuell gibt es keine Bank mehr mit diesem Service.

Mit dem lokalen Konto erhält man problemlos eine lokale ATM-Card. Etwas aufwendiger ist es eine Kreditkarte einer lokalen Bank zu bekommen. Das Banking macht man online und hofft, daß nichts Wichtiges nur an der lokalen Postanschrift zum Konto ankommt.

Man kommt aber auch bei langen Auslandsaufenthalten prima ohne lokales Bankkonto aus indem man seine deutschen Kreditkarten in Geschäften und Restaurants und zu Bargeld am ATM abheben verwendet- Einfachheit ist ja immer gut.

Zum Überweisen von deutschen Konten auf Auslandskonten ist Wise (ex TransferWise) günstig und komfortabel. Man kann eine kostenlose Wise Debit Mastercard beantragen. Auch Fremdwährungskonten lassen sich dort leicht führen. Diese sind jedoch zur Vermögenssicherung in „Hartwährungen“ eher keine gute Idee, siehe Finanzgestaltung für den Ruhestand.

Fremdwährungskonten bei Wise

Zahlungen leiste ich häufig mit PayPal. Das geht schlicht am einfachsten und schnellsten.

Zum Zahlen in Läden und Restaurants ist Google/Apple Pay sehr praktisch. Aber nicht vergessen den Betrag um ein Trinkgeld zu erhöhen – oder besser dieses in Bar zu geben.

Mit Bargeld in lokaler Währung versorge ich mich praktisch nur an Geldautomaten (ATM) mit meinen Kreditkarten und der Girocard. Bargeld wechsele in nur in Ausnahmefällen. Ich möchte möglichst wenig Bargeld zu beaufsichtigen haben – Notreserven an verschiedenen Stellen habe ich aber immer dabei, siehe Vorsorge für Notfälle.

Wenn möglich nutze ich Geldautomation in Bankgebäuden, denn dort ist es mit etwas Glück einfacher vom Automaten einbehaltene Karten zurückzubekommen oder Probleme zu klären und meist ist der Ort sicherer.

In manchen Ländern ist bei einigen Banken auch kartenloses Abheben via Handy-App an Geldautomaten möglich. Das habe ich noch nicht genutzt, erwäge es aber.

Die Kurse bei Wechselstuben und Banken sind meist schlechter als die offiziellen Kurse der Kreditkarten:
Mastercard® Currency Converter Calculator
Visa Exchange rate calculator
First Data Kurse (wird von der DKB genutzt)

Viele schauen nur auf die Kurstafeln der Wechselstuben und übersehen deren Servicegebühren. Wechselstuben in Flughäfen hinter der Paßkontrolle (bei der Ausreise) und vor der Immigration (bei der Einreise) haben meist besonders schlechte Kurse – man geht besser an ein ATM nachdem man sein Gepäck vom Band geholt hat und durch den Zoll ist. In manchen Ländern wird in Wechselstuben generell betrogen.

Generell scheinen die Wechselkursunterschiede bei guten Kreditkarten unwesentlich zu sein, weil die Unterschiede meist unter 0,5% liegen, siehe Wechselkurse 2019: Visa oder MasterCard – welche Reisekreditkarte hat den besseren Kurs? Wer sich aber genauer damit beschäftigen möchte findet im Vielflieger Treff eine lange Diskussion dazu Wechselkurse bei Kreditkarten.
Ein Auzug:

Die (DKB) VISA hat um 12 Uhr MEZ Buchungsschnitt. Hebst du also am 10.03. um 8 Uhr morgens MEZ Geld ab, bekommst du den Kurs vom 10.03., den FirstData aber erst am 11.03. veröffentlicht.Und warum kennt die DKB bereits den Kurs vom 10.03.? Ganz einfach: Weil VISA Europe für den Kurs vom 10.03. den Kursverlauf vom 09.03. zum Fixen benutzt und zwar immer ungefähr den tiefsten Kurs vom Vortag bis 12 Uhr (am 09.03.).

Hebst du am 10.03. nach 12 Uhr ab, bekommst du den Kurs vom 11.03. (den FD am 12.03. veröffentlicht), der aber von VISA Europe bereits um 12 Uhr eingespielt wird. Das geht deshalb, weil sich VISA Europe dabei am Kursverlauf vom 10.03. bis 12 Uhr orientiert.

Du kannst also vor dem Abheben den Kurs ganz gut erraten, aber es hat seinen Preis, weil VISA sich beim Fixing immer ungefähr am tiefsten Vortageskurs orientiert, während MC eher mittelt.

Steigt der Euro, musst du mit der DKB VISA also immer mindestens einen Tag warten, wenn du vom Kursgewinn etwas abhaben willst. Fällt er, hast du allerdings den Vorteil, dir vor 12 Uhr noch den (tiefsten) Kurs des Vortages zu sichern.

Im Reiseland bekommt man i.A. bessere Wechselkurse in die Fremdwährung als im Heimatland.

Vorsicht bei Bargeldabhebungen mittels Kreditkarten! Es kommt am ATM auf die Art der Karte an: Z.B. kosten die Visa-Karten von DKB und Santander 1plus und deutsche Giro-Karten am ATM keine Gebühren (außer den unvermeidlichen Fremdkundengebühren, s.o.). Mit „normalen“ Kreditkarten fallen beim Abheben am ATM aber sehr hohe Cash Advance Fees an.

Niemals sollte man am ATM, beim Händler oder im Hotel die Möglichkeit wählen, das Heimatkonto in der Heimatwährung Euro zu belastendynamic currency conversion“. Dabei erhält man extrem schlechte Wechselkurse. Also immer in der Landeswährung belasten lassen, dann wird der faire offizielle Wechselkurs von Visa bzw. Mastercard verwendet, s.o.. Also z.B. 30.000THB in THB von der Kreditkarte abbuchen lassen und nicht den in EUR umgerechneten Betrag..

Auch bei PayPal sollte man beim Bezahlen in Fremdwährung aufpassen und deren „automatische Umrechnung“ mit schlechtem Wechselkurs meiden. Aktuell kann man dazu wohl die Fremdwährungen bei denen man die Umrechnung mit dem besseren Wechselkurs der Kreditkarte möchte unter „E-Börse“, „Währung hinzufügen“ zum Zahlen freischalten. Oder beim Bezahlen unter „Optionen für Währungsumrechnung anzeigen“ auf die Fremdwährung umstellen Die gut versteckte Funktion um das generell abzuschalten scheint nicht mehr zu existieren.

Will man Bargeld wechseln sollte das gut geplant sein: Möglichst kurz am Mann haben und vorab eine gute Wechselstube/Bank wählen: Wenn ich z.B. am Anfang einer Thailand-Reise eine Vorauszahlung für ein Condo leisten muß, für die ich mehrere ATM-Abhebungen benötigen würde, dann nehme ich den Betrag in Euro mit und wechsele im Untergeschoß des Suvarnabhumi Flughafens in der Wechselstube Superrich.

Bei Oanda kann man sich ein praktisches Traveler’s Cheatsheet ausdrucken, welches sich schön für den Geldbeutel falten läßt. Damit kommt man auch mal ohne Handy aus.

Cheatsheet für Wechselkurs

Aspekte für Auswanderer

Infos zu deutschen Konten, speziell auch für Auswanderer und Ausländer bietet DeutschesKonto.org. Die politische Grundhaltung des Betreibers wird mir aber immer suspekter.

Zum Eröffnen eines deutschen Bankkontos braucht man bei den meisten Banken eine deutschen Wohnsitz. Bei einigen kann man sein Konto weiter behalten wenn man sich aus D abmeldet. Manche Banken schicken neue Kreditkarten nach Ablauf der alten auch ins Ausland. Die DKB schickt keine neuen Karten ins Ausland. Sie bietet aber ein Notfallpaket: Dabei stellt sie innerhalb von Stunden über lokale Visa-Agenten eine Notfallkreditkarte aus (mit der man aber nicht am ATM abheben kann) und stellt lokal Notfallbargeld zur Verfügung.

Hier wertvolle Infos für Auswanderer von Roman in der Freiheitsmaschine:

Selbst wenn deutsche Banken bereit sind das Konto bei Wohnsitz im Ausland weiterzuführen, heißt es nicht dass es auch praktisch auf Dauer funktioniert. Z.B. verlangen sie in der Regel eine Postanschrift für die Zusendung von Dokumenten, Karten, etc. In vielen Ländern gibt es keine Postlieferung an die Wohnadresse und die einzig funktionierende Möglichkeit ist eine P.O.Box beim Postamt, an die dt. Banken wie z.B. die DKB grundsätzlich nicht versenden. Zudem sind diese Banken auch nicht flexibel bzw. aufgrund der hohen Kosten nicht bereit wichtige Korrespondenz per Courier zu versenden. Internationale Banken bzw. Privatbanken sind zwar teurer, aber dafür flexibler um solche Sachen zu unterstützen.

Ohne ein lokales Bankkonto geht es für Auswanderer praktisch nicht. Wer wiederkehrende Rechnungen zahlen muß, wird dies kaum von einem Auslandskonto machen, da die Überweisungskosten und Wechselkursverluste viel zu hoch sind. Mit Wise funktioniert das zwar sehr gut, aber eher als Backup. Eine lokale Kreditkarte von einer lokalen Bank ist häufig auch ein Muß, da bestimmte Zahlungen vor Ort wegen Betrugsprävention nicht mit ausländischen Kreditkarten funktionieren.

Ein lokales Bankkonto zu bekommen, kann heutzutage eine echte Herausforderung sein, insbesondere wenn man kein lokales Einkommen bezieht oder kein echter Residency-Status besteht. Das ist ein komplexes Thema und vielleicht einen eigenen Thread wert. Mein Punkt hier ist, daß ein bereits bestehendes Konto bei einer internationalen Bank wie z.B. HSBC oder Citibank die Sache erheblich vereinfachen kann.

Abschließend noch ein wichtiger Punkt: Ob die Weiterführung eines deutschen Bankkontos für Auswanderer steuerliche Konsequenzen haben kann, sollte im Einzelfall gut abgeklärt werden, siehe Lange Auslandsaufenthalte 3. Steuerliche Aspekte. Im Zweifelsfall ist besser „cut all ties„. Wer nicht auf eine europäische Bank verzichten möchte, der kann diese auch in den Nachbarländern finden.

Für Rentner in TH ist folgender Sonderfall zu beachten: Mit gewöhnlichem Aufenthalt in TH kann man die Besteuerung seiner DRV-Rente völlig vermeiden, siehe Null Steuer auf Rente in Thailand. Thailand versteuert nur Auslandseinkommen die im selben Jahr ins Land gebracht wurden. Deshalb sollte man seine Rente nicht direkt vom Rentenversicherer auf ein Konto in TH überweisen lassen, sondern seine jährlichen Ausgaben auf einem thailändischen Konto „zwischenspeichern“.

[ *) Dieser Post enthält Affiliate Links. Das kostet dich nichts, bringt mir aber etwas Einkünfte.]

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