Last updated on Februar 1, 2024

Aus der Forschung zur Behavorial Finance sind folgende für die Finanzgestaltung problematische (unbewusste) Verhaltensmechanismen bekannt. Behavorial Finance forscht zu verhaltenstheoretisch fundierten Erklärungen des Geschehens an den Finanzmärkten.

Siehe auch: Finanzwesir / Munger: 25 menschliche Abgründe

[Quelle: Deutschlandreform – Viele der Meinungen dort teile ich ausdrücklich nicht!]

1:n-Heuristik: Vor die Wahl gestellt, ihr Geld zwischen verschiedenen Investments aufzuteilen, neigen Anleger dazu, im Zweifelsfall das Kapital gleichmäßig auf alle vorhandenen Anlagen zu verteilen. Das muss nicht zwangsläufig die beste Lösung sein, aber dieses Vorgehen ist übersichtlich und schafft ein Gefühl der Sicherheit durch vermeintlich ausgewogene Risikostreuung.

Angst vor Verlusten: Anleger hassen Verluste mehr, als sie Gewinne lieben. Dies bedeutet, dass Gewinne, die mit der gleichen Wahrscheinlichkeit eintreten können wie Verluste, nicht ausreichen, um die potentiellen Verluste zu kompensieren. Damit das Geschäft für den Anleger attraktiv erscheint, muss die vermutete Gewinnchance etwa doppelt so hoch sein wie das wahrgenommene Verlustrisiko.

Confirmation Bias: Anleger haben oft eine vorgefasste Meinung zu einem Wert. Positive Meldungen zu diesem Wert werden als Bestätigung gewertet, negative Meldungen jedoch ignoriert, da sie nicht in das vorhandene Bild passen und eine Korrektur der Sichtweise schwerfällt.

Dispositionseffekt: Anleger neigen dazu, Verliereraktien zu lange zu halten bzw. Gewinneraktien zu früh zu verkaufen. Sie scheuen den Verkauf von Investments, wenn dies einen Verlust bedeuten würde. Allerdings wäre es unter Umständen besser, sich von dem schlechten Investment mit Verlust zu trennen. Zum einen können so weitere Verluste vermieden werden und zweitens steht das Kapital dann wieder für gewinnbringende Anlagezwecke zur Verfügung.

Endowment Effect: Dinge, die sich im Besitz einer Person befinden, werden von dieser als wertvoller eingeschätzt als Dinge, die sich nicht in ihrem Besitz befinden. Auf den Finanzmarkt übertragen kann dies bedeuten, dass ein Anleger mit einem überzogenen Verkaufspreis an den Markt geht und in der Folge keinen Käufer findet, der bereit wäre, diesen Preis zu zahlen. (Das Phänomen der überzogenen Einschätzung des Verkaufswertes lässt sich besonders gut bei Immobilienbesitzern beobachten.)

Home Bias: Da Informationen über Wertpapiere des Heimatmarktes leichter verfügbar sind, bevorzugen Anleger heimische Investments und scheuen internationale Werte. Die Folge ist eine per definitionem zu geringe Diversifizierung.

Kontrollillusion: Anleger unterliegen dem Irrglauben, vollkommen zufällige Ereignisse beeinflussen zu können.

Repräsentativitätsheuristik: Je repräsentativer ein Objekt oder ein Ereignis für eine bestimmte Gruppe ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich zu dieser Gruppe gehört. Allerdings muss dies nicht zwangsläufig der Fall sein. Ausdruck dieses Denkens ist die Suche und das vermeintliche Erkennen von „Mustern“. Oft wird eine Folge zufälliger Ereignisse nachträglich als „systematisch“ erkannt. Die gesamte sogenannte technische Analyse beruht auf dieser verzerrten Wahrnehmung zufälliger Ereignisse.

Rückschaufehler: Die Kenntnis des Ausgangs einer Entwicklung erschwert es dem Anleger, die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses im Nachhinein objektiv zu beurteilen; Anleger glauben später irrtümlich selbst, dass sie die zukünftige Entwicklung korrekt vorausgesehen haben.

Spielerirrtum: Wenn ein Fonds einige Jahre hintereinander den Gesamtmarkt schlägt, glaubt der Anleger einen Fonds mit einem besonders guten Vermögensverwalter gewählt zu haben. Der Anleger hält die wenigen Jahre, die er den Fonds beobachtet, für repräsentativ. Dabei entgeht ihm, dass dieses Ergebnis wahrscheinlich nur zufällig zustande gekommen ist. Tatsächlich ist es so, dass kurzfristig besonders erfolgreiche Fonds nach einer Zeit der überragenden Entwicklung fast immer auf ein Durchschnittsergebnis zurückfallen. [1]

Status-Quo-Fehler: Veränderungen und weitreichende Entscheidungen werden nach Möglichkeit vermieden. Beispiel: Der Markt für Altersvorsorgeprodukte ist unübersichtlich. Anstatt die Angebote jedoch systematisch nach klar definierten Kriterien zu selektieren, kapituliert die Mehrheit vor der Entscheidung und macht gar nichts.

Überoptimismus: Anleger halten sich für begabte Investoren und glauben, dass sie in der Lage sind, in der Masse der Investments Anlagewerte mit überdurchschnittlichem Potential zu identifizieren. Einfacher Grund: Die Mehrheit der Menschen schätzt ihre Fähigkeiten als überdurchschnittlich ein. Siehe auch: Dunning-Kruger-Effekt. [2]

Verankerungsheuristik: Bei der Bewertung von Investments orientieren sich Anleger an Vorgaben von außen, auch wenn diese in keinem Zusammenhang mit dem Wert stehen. Der erste Wert, der mit dem Investment in Zusammenhang gebracht wird, bestimmt das Urteil. Vor allem der Einstandspreis dient bei Anlegern oft als Anker. Dies hat zur Folge, dass es Anlegern schwerfällt, den Wert des Investments objektiv einzuschätzen.

Verfügbarkeitsheuristik: Die Basis einer Entscheidung sind primär Informationen, die leicht verfügbar. Dies beschränkt sich nicht selten auf den Erfahrungsschatz des einzelnen Anlegers und ist damit in keiner Weise repräsentativ.

Zeitinkonsistenz: Zeitpräferenzen sind nicht konstant, sondern hängen vom jeweiligen Zeithorizont ab. Gegenwärtige Belohnungen werden höher bewertet als zukünftige Belohnungen –auch wenn die absolute Höhe der Belohnungen identisch ist. Sparer wissen, dass sie langfristig für das Alter vorsorgen sollten. Es siegt jedoch meist die unmittelbare Befriedigung der Konsumbedürfnisse über die Bedürfnisse der scheinbar fernen Zukunft.

Hier interessante lange Listen Kognitiver Verzerrungen in Wikipedia (DE) und Wikipedia (EN) – die englische Liste ist umfangreicher.

Quelle: The Cognitive Bias Codex – 180+ biases, designed by John Manoogian III

Ein prima Buch: Hörensagen: Die Kunst der Wahrheitsfindung in einer faktenfeindlichen Welt

scobel – Die Angst-Falle – 3sat-Mediathek